Süddeutsche Zeitung

Bundespolitik:First Lady in Teilzeit

Elke Büdenbender, die Frau des Bundespräsidenten, arbeitet künftig wieder als Richterin. Frank-Walter Steinmeier wird nun manchen Termin alleine absolvieren müssen, unterstützt seine Frau aber "hundertprozentig".

Von Nico Fried

Als Elke Büdenbender 2017 vor der Frage stand, ob sie als Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier weiter als Richterin arbeiten sollte, entschied sie sich dagegen. "Bei mir ist das so", sagte sie: "Ich kann immer nur eine Sache richtig gut machen." Fünf Jahre später stellte sich Büdenbender dieselbe Frage wieder. Diesmal hat sie anders entschieden: Im Frühjahr wird sie in Teilzeit ans Verwaltungsgericht Berlin zurückkehren, auch wenn ihr Mann - was zu erwarten ist - am 13. Februar wiedergewählt wird. Damit bekommt Deutschland auch eine "First Lady" in Teilzeit.

Die Frage von Büdenbenders Berufstätigkeit ist nicht ohne Bedeutung. 2017 löste ihr Verzicht nach mehr als 20 Jahren als Richterin eine öffentliche Diskussion aus. Von einem Rückfall in patriarchale Muster war die Rede. Was ist diesmal anders als damals?

Elke Büdenbender sitzt in ihrem Büro, Seitenflügel des Bellevue, erster Stock. Vor knapp zwei Wochen ist sie 60 Jahre alt geworden. "Es hätte ja die Möglichkeit gegeben, dass ich dieses Alter nicht erreiche", sagt sie und lacht dazu sanft sarkastisch. 2010 hatte sich ein Nierenleiden so zugespitzt, dass sie auf eine Organspende angewiesen war. Sie bekam eine Niere ihres Mannes. Seither, sagt sie, gehe es ihr sehr gut.

"Ich möchte gerne noch mal in meinen Beruf zurückkehren", sagt sie. Diese Chance bietet sich nun zum letzten Mal. "Ich arbeite sehr gerne als Richterin." Sie habe in der Vergangenheit viel Kraft und Energie in die Ausbildung als Juristin und ihre Tätigkeit als Richterin investiert. "Ich habe hart dafür gearbeitet. Deshalb fände ich es falsch mir selbst gegenüber, das nicht zu machen. Auch wenn mein Mann wiedergewählt wird."

Die Tochter eines Tischlers und einer Hauswirtschaftslehrerin, aufgewachsen im Siegerland, erwarb als erste in ihrer Familie das Abitur, studierte Jura in Gießen, wo sie Steinmeier kennenlernte, und arbeitete danach erst in Hannover, dann am Verwaltungsgericht Berlin, wo man sie 2017 beurlaubt hat. Mit ihrem Mann ist sie sich einig über den neuen Weg. So wie sie ihn unterstützt habe, ein zweites Mal zu kandidieren, so habe er sie jetzt in ihrer Entscheidung unterstützt. "Er steht da hundertprozentig hinter mir."

Dass Büdenbender diesmal einen anderen Weg wählt als vor fünf Jahren, dürfte auch daran liegen, dass sie inzwischen besser weiß, was es bedeutet, die Frau des Bundespräsidenten zu sein - eine Aufgabe, kein Amt; ein Job ohne Entlohnung und immer in Abhängigkeit davon, wie der Gatte seinen Job erledigt. Frau Köhler und Frau Wulff haben es erlebt. 2017 stürzte sich Büdenbender in ihre neue Aufgabe, sie engagierte sich unter anderem in Bildungsthemen und für Frauen. Sie weiß jetzt, wie's geht. "Mir liegt meine Aufgabe hier sehr am Herzen. Ich kann nun das eine tun und muss das andere nicht lassen, und es wird sicher ein Kontrastprogramm. Aber es geht vieles, wenn man es will", sagt sie über ihre künftige Doppelrolle.

Dass ihr der Prominenten-Status im Gericht Probleme bereiten könnte, fürchtet Büdenbender nicht. "Ich glaube, das spielt für die Leute keine Rolle." Und für Reporter, die möglicherweise irgendwann im Frühsommer ihre erste öffentliche Verhandlung im Gerichtssaal verfolgen wollen, hat die Frau Vorsitzende in spe jetzt schon klare Anweisungen: "Bitte Mützen abnehmen und ruhig verhalten."

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