Buddhismus Benz:Im Mercedes ins Nirwana

Der Anwärter auf Thailands höchstes buddhistisches Amt steht in der Kritik: Der Mönch hat eine Vorliebe für teure Oldtimer. Über einen 90-Jährigen und sein Luxusproblem.

Von Arne Perras

Das Leben als buddhistischer Mönch ist aufregender, als man denkt. Kürzlich zogen buddhistische Geistliche in Thailand demonstrierend auf die Straße und stießen dabei auf das Militär, das sie stoppen wollte. Anstatt sich brav zu fügen, fingen die Mönche an zu rangeln. Einer nahm gar einen Soldaten in den Schwitzkasten. Der Mann in Camouflage blieb chancenlos. Zugegeben, er hat sich auch nicht gewehrt. Einen Mönch anzurühren, ist eine heikle Sache.

Der bizarre Zweikampf machte einerseits deutlich, dass Mönche nicht immer die in Safran gehüllte, personifizierte Milde sind. Andererseits war das Duell sinnbildlich für einen Konflikt, der das zerrissene Thailand noch tiefer spalten könnte. Einige Mönche sind in diesen Tagen besonders aufgebracht. Sie ärgern sich über Thailands Militärregime, das sich gegen die Ernennung ihres neuen Patriarchen sperrt. Der Kandidat ist vom obersten Rat der Buddhisten längst nominiert, aber die Generäle zögern. Sie argumentieren, dass sie abwarten müssen, bis alle Konflikte um den Kandidaten gelöst seien.

Tatsächlich hat sich Widerstand gegen den Nominierten formiert. Der buddhistische Klerus ist uneins. Ob der Kandidat noch lange Zeit hat, das auszusitzen, ist fraglich. 90 Jahre ist Somdet Chuang alt. Auch das schützt ihn nicht vor unbequemen Fragen. So möchten viele wissen, wie er in den Besitz eines cremefarbenen Mercedes-Benz 300 B gekommen ist. Der ist jünger als er selbst, Baujahr 53, aber von hohem Wert. Ermittler baten den Mönch kürzlich zum Gespräch. Doch es könnte dauern, bis die Affäre aufgeklärt ist.

Mit dem Mercedes ins Nirwana? Das klingt gemütlich. Würde nicht wieder der Streit aufbrechen, wie viel Luxus sich ein Mönch leisten darf. Immer wieder hat es Skandale um Verschwendungssucht im thailändischen Klerus gegeben, es wurde ermittelt wegen Korruption und Geldwäsche. Was aber würde ein Verteidiger vor Gericht anführen, um die Annehmlichkeiten eines hochstehenden Mönchs zu rechtfertigen? Dieser Frage ging kürzlich eine Kolumne in der Zeitung The Nation nach. Sie gipfelte in dem Gedanken, dass die Loslösung von allem Materiellen für einen Buddhisten ja nur gelinge, wenn es etwas gibt, von dem er sich tatsächlich lösen kann. So gesehen wäre der Mercedes ein ideales Vehikel auf dem Weg zum Nirwana, dem Zustand des höchsten Glücks.

Freilich geht es um mehr als nur ein Auto. Die Gegner von Somdet Chuang fürchten dessen Verbindungen zum wohlhabenden Dhammakaya-Tempel. In ihm sehen Kritiker das Symbol eines materiell orientierten und fehlgeleiteten Buddhismus. Jahrelang gab es Korruptionsvorwürfe gegen den Chef des Klosters. Zwar hat ihn der oberste Zirkel der Mönche schließlich freigesprochen, dennoch bleibt er vielen suspekt.

"Wir müssen den thailändischen Buddhismus reformieren, weil er verdorben ist", fordert der Mönch Buddha Issara, der den Kampf gegen das Lager des nominierten Patriarchen anführt. Noch ist der 90-Jährige nicht ernannt, das letzte Wort hat der nur zwei Jahre jüngere König. Ihm muss Regierungschef Prayut Chan-o-cha Namen vorlegen. Doch der General hat es nicht eilig.

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