KZ Buchenwald:Wieder Gedenkbäume zerstört

KZ Buchenwald: Die Bäume in der Nähe des früheren KZ Buchenwald sind den getöteten Kindern sowie sechs namentlich genannten Häftlingen gewidmet. Nun wurden einige abgesägt.

Die Bäume in der Nähe des früheren KZ Buchenwald sind den getöteten Kindern sowie sechs namentlich genannten Häftlingen gewidmet. Nun wurden einige abgesägt.

(Foto: Bodo Schackow/dpa)

In der Nähe des früheren Konzentrationslagers Buchenwald fällen Unbekannte erneut Bäume, die an die Opfer erinnern sollen. Thüringens Ministerpräsident Ramelow bricht seinen Urlaub ab und spricht von einem "braunen Ungeist".

Nach der erneuten Zerstörung von Gedenkbäumen in der Nähe des einstigen Konzentrationslager Buchenwald hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) angekündigt, seinen Urlaub in Südtirol zu unterbrechen. "Auf einen zerstörten Baum zwei neue. Auf jede feige Tat doppeltes Hinsehen", zitierte die tageszeitung den Regierungschef am Montag. "Wer solche feigen Taten begeht, ist geistig genauso unterwegs wie die Mörder in allen Konzentrationslagern." Und: "Mit dieser Brutalität gegen wehrlose Bäume begeht man diese barbarischen Taten erneut."

Ramelow wolle "Gesicht zeigen gegen den braunen Ungeist", sagte ein Sprecher der Thüringer Staatskanzlei dem Evangelischen Pressedienst. Er werde am Sonntag in Weimar an einer Gedenkveranstaltung für nach Auschwitz deportierte jüdische Kinder teilnehmen. Die Staatsanwaltschaft Erfurt teilte unterdessen mit, sie habe wegen der abgesägten Bäume ein Ermittlungsverfahren wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung eingeleitet. Der Strafrahmen im Falle einer Verurteilung betrage bis zu drei Jahre Haft.

Bei Schöndorf, einem nahe dem ehemaligen KZ gelegenen Ortsteil von Weimar, waren zuletzt zwei Bäume umgeknickt worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. An drei weiteren Bäumen seien Rindenteile entfernt worden. Es ist der zweite derartige Vorfall im Umfeld des ehemaligen KZs binnen weniger Tage. Die Bäume gehören zu dem vom Lebenshilfewerk Weimar/Apolda koordinierten Gedenkprojekt "1000 Buchen". Seit 1999 werden mithilfe privater Spender im Raum Weimar jährlich Bäume für KZ-Opfer gepflanzt. Die Stelle, an der die beschädigten Bäume gefunden wurden, sei Teil einer Route der "Todesmärsche" von KZ-Häftlingen, sagte die Geschäftsführerin des Lebenshilfewerks, Rola Zimmer. Der Begriff steht für die Räumung des Lagers, mit der die Nazis kurz vor dessen Befreiung Anfang April 1945 begonnen hatten.

Tausende Häftlinge wurden in Richtung anderer Lager wie Flossenbürg und Dachau getrieben, viele überlebten dies nicht. Nach Angaben der ermittelnden Staatsanwaltschaft Erfurt gilt der Gedenkweg als öffentliches Denkmal, wie Sprecher Hannes Grünseisen sagte.

Große Pflanzaktion im Herbst geplant

Am vergangenen Mittwoch war bereits bekannt geworden, dass an einer anderen Stelle im Umfeld der Gedenkstätte sieben Erinnerungsbäume für KZ-Opfer von Unbekannten abgesägt worden waren. Die Tat nahe der Trasse der ehemaligen Buchenwaldbahn, mit der Menschen aus ganz Europa von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager gebracht worden waren, hat auch international für Empörung gesorgt. Der Sozialverband habe seitdem viele Solidaritätsbekundungen erhalten, sagte Zimmer. Zahlreiche Menschen hätten erklärt, sich an Nachpflanzungen beteiligen zu wollen, auch die Fußballklubs FC Schalke 04 und FC Carl Zeiss Jena hatten dies signalisiert. Geplant ist laut Lebenshilfe eine große Pflanzaktion im Herbst.

Am 15. Juli 1937 waren die ersten Häftlinge in das Lager auf dem Ettersberg bei Weimar in Thüringen gekommen. Bis zur Befreiung durch US-Truppen im April 1945 verschleppten die Nazis 280 000 Menschen nach Buchenwald. Etwa 56 000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten und medizinischen Experimenten.

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