Buch über Tötung des Al-Qaida-Chefs:Schlammschlacht der Osama-Jäger

Krach unter Elitekämpfern: Das Buch "No Easy Day" des einstigen Navy Seals Matt Bissonnette, der bei der Tötung von Osama bin Laden dabei war, scheint ein Bestseller zu werden. Doch der Autor hat nun Ärger - mit der US-Regierung, aber auch mit ehemaligen Kameraden.

Matthias Kohlmaier

Es ist noch nicht einmal auf dem Markt und schon eines der meistdiskutierten Bücher des Jahres. In No Easy Day beschreibt Matt Bissonnette, ehemaliges Mitglied der Navy Seals, einer Eliteeinheit des US-Militärs, wie Al-Qaida-Führer Osama bin Laden aufgespürt und getötet wurde. Sein Buch erscheint in den USA zwar erst am 4. September, eine Menge Ärger hat der Autor aber schon jetzt. Die US-Regierung wirft ihm Geheimnisverrat vor - und nun gehen auch frühere Kameraden auf Distanz zu Bissonnette.

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US-Präsident Barack Obama, Vize-Präsident Joe Biden und Außenministerin Hillary Clinton werden am 1. Mai 2011 im Situation Room des Weißen Hauses über die Fortschritte der US-Spezialkräfte bei der Suche nach Osama bin Laden unterrichtet.

(Foto: REUTERS)

In einem von anderen Veteranen der Spezialeinheit verfassten E-Book wird Bissonnette vorgeworfen, sein "Schweigegelübde" gebrochen zu haben, da es "böses Blut" mit seiner früheren Einheit gegeben habe. Bissonnette sei mehr oder weniger aus dem Seal Team 6 rausgeworfen worden, nachdem er im vergangenen Jahr damit geliebäugelt habe, die Navy zu verlassen und sich in der freien Wirtschaft zu versuchen. Das berichtet die New York Times, der das noch unveröffentlichte E-Book offenbar vorliegt. Als Mitverfasser der Schrift wird der frühere Navy Seal Brandon Webb genannt, der die baldige Veröffentlichung bei Twitter bestätigte.

Weiter behaupten die Autoren, Bissonnette habe nach seinem Quasi-Rauswurf keine Skrupel mehr gehabt, frühere Kollegen bloßzustellen. "Was hat er denn bekommen für 14 Jahre treuen Dienst?", fragen die Verfasser und geben die Antwort gleich selbst: "Er wurde während einer Trainingsoperation aus seiner Einheit ausgeschlossen und bekam ein Ticket für den Rückflug nach Virginia."

Das klingt zunächst nach Verständnis für die umstrittene Veröffentlichung des ehemaligen Kollegen. Aber: In der Welt der Spezialeinheiten, zitiert die New York Times weiter aus dem E-Book, "will niemand irgendwelche Angeber hören, die von ihren Heldentaten erzählen". Der Hauptkritikpunkt an Bissonnette: Er hätte sein Buch, wie es unter Ex-Soldaten eigentlich Usus ist, vor Veröffentlichung dem Verteidigungsministerium zur Durchsicht vorlegen müssen.

Warnung aus dem Pentagon

Das ist jedoch nicht passiert - und könnte für Bissonnette noch Konsequenzen haben. Jeh Johnson, Chef-Anwalt des Pentagons, schrieb laut Medienberichten in einem Brief an Bissonnette: "Nach Ansicht des Verteidigungministeriums verletzen Sie das von Ihnen unterzeichnete Geheimhaltungsabkommen." Das Pentagon werde notfalls "sämtliche uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen".

Bissonnettes Ko-Autor, der Journalist Kevin Maurer, versuchte bereits, die Emotionen zu beruhigen. "Ich bin mir nach unserer Zusammenarbeit sicher, dass Mark (Matt Bissonnettes Pseudonym lautet Mark Owen, Anm. d. Red.) nur eine Geschichte mit den wunderbaren Männern und Frauen teilen wollte, die die USA in der ganzen Welt verteidigen." Bissonnette habe großen Respekt vor dem US-Militär, besonders vor den Männern, mit denen er gedient habe. "Daher wurde nicht ein schlechtes Wort über jemanden geschrieben, mit dem er Dienst getan hat."

Der Grund für die Ablehnung der anderen US-Elitesoldaten könnte ohnehin ganz woanders liegen. "No Easy Day wird einen Rückstoß zu Folge haben, der die gesamte Politik bezüglich den an Sondereinsätzen beteiligten Soldaten und deren Möglichkeiten, ein Buch zu schreiben, beeinflusst", schreiben die Autoren des E-Books.

Die Verleumdungskampagne gegen Bissonnettes Buch hat womöglich eine Menge mit Neid zu tun. Neid auf das Geld, das der ehemalige Navy Seal wohl mit der Publikation verdienen wird. Vor wenigen Tagen wurde die Erstauflage von No Easy Day wegen der großen Nachfrage auf 575.000 erhöht.

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