Buch über Attentat auf Gabrielle Giffords"Ich werde zurückkehren"

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Ihr Schicksal bewegt ganz Amerika: Die US-Kongressabgeordnete Giffords wurde im Januar bei einer Wahlkampfveranstaltung in Arizona in den Kopf geschossen. Sechs Menschen starben bei dem Attentat. Ihr Ehemann beschreibt nun, wie Gifford wieder sprechen lernte - auch dank eines Fotos von Arnold Schwarzenegger.

Reymer Klüver, Washington

Das letzte Kapitel ist nur eine Seite lang. Eine Seite voller einfacher, kurzer Sätze. Sie enden mit einem trotzigen Versprechen: "Ich werde wieder zu Kräften kommen. Ich werde zurückkehren." Es ist der letzte Abschnitt in einem Buch, das Mitte des Monats in den USA erscheinen und sicherlich die Nation tief bewegen wird in dieser Zeit, da gute Nachrichten rar zu sein scheinen.

Kapitän Mark Kelly umarmt seine Frau Gabrielle Giffords.
Kapitän Mark Kelly umarmt seine Frau Gabrielle Giffords. (Foto: Reuters)

Die Sätze stammen von Gabrielle Giffords, jener 40-jährigen demokratischen Kongressabgeordneten aus Arizona, die Anfang des Jahres von einem offenkundig verwirrten jungen Mann aus kürzester Distanz vor einem Supermarkt in Tucson niedergeschossen und schwerst am Kopf verletzt worden war. Sie sind Höhepunkt und Abschluss eines Buches mit dem Titel "Gabby - eine Geschichte von Mut und Hoffnung", das ansonsten ihr Mann, der Astronaut Mark Kelly, geschrieben hat. Kelly beschreibt die Geschichte einer quälend langsamen, aber gleichwohl wundersamen Genesung.

Die Erinnerung an das Attentat kehrte nur langsam zurück

Das Buch erscheint erst Mitte des Monats. Die US-Nachrichtenagentur AP hat aber ein Vorabexemplar erstehen können. Danach berichtet Kelly, Kommandant des letzten Flugs der Raumfähre Endeavour in diesem Frühjahr, dass er in den Wochen nach dem Anschlag mehrmals versucht habe, seiner Frau zu erklären, dass sie Opfer eines Attentats gewesen sei.

Das habe sie aber erst Mitte März, mehr als zwei Monate nach der Bluttat verstanden. Da sei sie erstmals in der Lage gewesen, sich an den Morgen vor dem Supermarkt zu erinnern, wo sie zu einer Bürgersprechstunde eingeladen hatte. Mit drei Wörtern habe sie damals ihre Erinnerungen an das Attentat auszudrücken versucht: "Schuss. Schock. Angst."

Als Kelly ihr später einen Zeitungsartikel über den Tathergang vorlas und einen Absatz über die anderen Opfer übersprang, habe sie sofort registriert, dass er etwas ausgelassen habe. Sie bedrängte ihn so lange, bis er ihr erzählte, dass sechs Menschen an dem Morgen umgekommen seien.

Erst ein halbes Jahr später habe sie ihn nach den Namen der Opfer gefragt, unter ihnen ein enger jüngerer Mitarbeiter Giffords und ein neunjähriges Mädchen. Auch diese Eröffnung habe eine schwere emotionale Krise ausgelöst. Da war Giffords bereits aus dem Krankenhaus entlassen. Sie absolviert eine Rehabilitationsbehandlung in Houston, lebt jedoch zusammen mit ihrem Mann.

Giffords erkannte Arnold Schwarzenegger auf Photos

Der schlimmste Moment, schreibt Kelly, war in den ersten Wochen nach dem Attentat, als Giffords klar wurde, dass sie nicht sprechen konnte. Sie sei in Panik verfallen und habe unkontrolliert geweint. Inzwischen hat sie wieder sprechen gelernt. Auch das Gehen musste sie erst wieder lernen. Es fiel ihr schwer, als sie am 1. August überraschend an einer Abstimmung im US-Kongress teilnahm, ihrem einzigen Auftritt in der Öffentlichkeit seit dem Attentat. Sie hat zudem die Hälfte ihrer Sehfähigkeit eingebüßt.

Kelly berichtet in dem Buch auch von einem Besuch des früheren Präsidenten George Bush und dessen Frau Barbara im Krankenhaus. Die Unterhaltung sei sehr einseitig gewesen, weil seine Frau zu dem Zeitpunkt erst ein Wort sagen konnte: "Chicken".

Zudem hätten ihr Therapeuten Fotos von bekannten Politikern gezeigt, um ihr Erinnerungsvermögen zu testen. Bei einem Bild des ehemaligen kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger habe sie zwar nicht dessen Namen aussprechen können, aber unter Anspielung auf dessen Frauengeschichten geantwortet: "Herummachen. Schätzchen."

© SZ vom 07.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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