#btw13-Blogstöckchen:Unsere Lieblingsstücke im Wahlkampf

Lesezeit: 3 Min.

Noch knapp zwei Wochen bis zur Wahl, aber ein Sieger steht schon fest: Blogs. Eine totgesagte Spielart des Internets erlebt gerade eine Renaissance. Anlass genug, eine Blog-Tradition aufleben zu lassen - und einen Stöckchen-Fragebogen zu beantworten.

Von Michael König, Berlin

Blogs sind ... ja, was eigentlich? Über die Definition dieser Internet-Spielart wird gestritten, seit der Begriff Ende der neunziger Jahre erstmals in Erscheinung trat. Unwesentlich jünger ist die Debatte darüber, in welchem Zustand sich die Blog-Kultur befindet. Google schlägt per Autovervollständigung folgende Szenarien vor:

Blogs sind ... (Foto: Screenshot: Google)

Dabei kommen die Klowände auf 4130 Treffer, "Blogs sind tot" und "Blogs sind out" gemeinsam auf 5600 Ergebnisse, sofern man die Suchbegriffe in Anführungszeichen setzt. Das Paradoxe daran: Es waren nicht selten Blogger, die von 2007 an ihr eigenes Ableben thematisierten. Und es sind die Online-Editionen "klassischer" Medien, die einst von Blogs abgelöst werden sollten, in denen jetzt eine kleine Blog-Renaissance stattfindet.

"Blogs sind extrem populär", schreibt der SZ-Kollege Dirk von Gehlen in seinem Blog Phänomeme. Dem können wir zustimmen: Unsere Leser mögen das #btw13-Blog zur Bundestagswahl, das ist an der Statistik zweifelsfrei abzulesen. Und wir mögen unser Blog auch, weil es uns subjektive, abseitige und kreativere Inhalte erlaubt, in freier Form. Dass viele unserer Mitbewerber im Wahlkampf auch auf dieses Mittel setzen, ist sicher kein Zufall.

Zugleich beklagt Dirk von Gehlen, dass "eine alte Blogtradition" verloren gegangen sei: "der Blogstöckchen genannte weitergetragene Fragebogen." Diese Tradition soll wieder leben, weshalb die Phänomeme ihr Stöckchen an die Kollegen der Stuttgarter Zeitung geworfen haben. Von dort kam es hierher, und so lauten unsere Antworten auf die sechs einfachen Fragen:

Der beste Beitrag (Blog-Text, Tweet, O-Ton) zur #btw13 bislang?

Jo Lendle, Schriftsteller, Blogger und designierter Chef des Carl Hanser Verlags in München, schrieb auf dem Höhepunkt der NSA-Überwachungsaffäre Mitte Juli folgendes Dramolett, das uns gut gefallen hat, weil es die von Merkel perfektionierte Kunst der Nicht-Antwort auf die Spitze treibt:

Berlin, im September. Die Koalition wurde bestätigt. Der Bundestag kommt zusammen. Blumensträuße stehen bereit.

"Ich darf Sie fragen, Frau Abgeordnete Dr. Merkel: Nehmen Sie die Wahl an?"

"Herr Präsident, Annehmen und Abnehmen müssen, wie vieles andere auch, in der Balance gehalten werden. Alles sollte dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gehorchen. Darüber sind wir ständig in der Diskussion."

"Ich danke für diese Ausführung. Nun haben wir Sie gerade zur Kanzlerin gewählt. Nehmen Sie die Wahl an?"

"Wir alle müssen uns diesen Fragen stellen, und ich sicherlich im Besonderen. Dennoch darf von uns verlangt werden, auch hier mit Bedacht und Augenmaß vorzugehen. Wir werden uns zu gegebener Zeit mit den Gremien zusammensetzen. Festlegungen vor der Zeit helfen niemandem."

"Frau Merkel. Geht das schon wieder los?"

Schelmisches Lächeln. Bevor sie weitersprechen kann, wählt der Bundestag einen zufällig vorbeikommenden Saaldiener zum neuen Kanzler.

Unser liebstes #btw13-Video?

Das ist zweifelsfrei der Clip der IG Metall, der zur Wahlbeteiligung aufruft ( Hintergründe hier).

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Welche Partei fährt die beste Social-Media-Kampagne?

Puh, schwer zu sagen. Grundsätzlich freuen wir uns, dass Social Media es überhaupt in den deutschen Wahlkampf geschafft hat. Was die Parteien betrifft, hat uns die SPD schon ein-, zweimal Spaß gemacht. Etwa mit diesem Video, das die CDU-Wahlversprechen ins Lächerle zieht und sich zugleich vor einem netzkulturellen Phänomen, dem Unboxing, verbeugt:

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Dass der Kanzlerkandidat hingegen Zettelchen beschriftet, um die dann abfotografieren und twittern zu lassen, halten wir für unsinnig. Entweder richtig, wenn man davon überzeugt ist. Sonst lieber lassen.

Schönstes/hässlichstes Plakat?

Der Deine-Mudda-Spruch ist im Wahlkampf angekommen - den Grünen sei Dank.

Deine Mudda! (Foto: Screenshot: gruene.de)

Auf der Negativseite: Das CDU-Rautenplakat am Berliner Hauptbahnhof. Inhaltsleere par excellence. Königin Merkel, Maxima Merkel, oder Blaupause für allerlei Spott.

In guten Händen? Merkel-Plakat am Berliner Hauptbahnhof. (Foto: dpa)

Wem unbedingt folgen?

Um auch mal die Union zu loben: Lesenswert, wie Frank Bergmann alias hildwin für die Positionen von CDU und CSU eintritt und gegen die Konkurrenz stichelt.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Unsere Wahlprognose?

Uneinigkeit zwischen den Bloggern: Der Kollege Thorsten Denkler tippt auf die Neuauflage einer großen Koalition, weil es für Schwarz-Gelb nicht reicht. Michael König rechnet mit vielen Leihstimmen von CDU-Wählern für die FDP, sodass Schwarz-Gelb am Ende doch weitermachen kann. Überraschungen, etwa durch die AfD oder die Piraten über der Fünf-Prozent-Hürde, erwarten beide nicht.

Wir werfen den Stock weiter zu den Kollegen vom Deutschlandfunk und freuen uns über jeden, der ihn ebenfalls aufnehmen will. Gerne Bescheid sagen!

Bislang erschienen:

  • Phänomeme
  • Stuttgarter Zeitung
  • Deutschlandfunk
  • Tagesspiegel
  • Handelsblatt
  • Zeit online
  • Spiegel online
© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: