Britische Studie:Pakistanischer Geheimdienst unterstützt Taliban

"Doppeltes Spiel": Eine Studie wirft dem pakistanischen Militärgeheimdienst enge Verbindungen zu den afghanischen Taliban vor - sogar Pakistans Präsident Zardari soll militärische Unterstützung zugesagt haben.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Eine britische Studie beschuldigt den pakistanischen Militärgeheimdienst ISI, weit engere Verbindungen zu den afghanischen Taliban zu unterhalten, als bisher vermutet. Die Befunde deuteten darauf hin, dass die Unterstützung der Taliban quasi offizielle Linie des ISI sei, heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Untersuchung der London School of Economics.

Asif Ali Zardari

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari soll Taliban im Gefängnis besucht haben.

(Foto: ag.ap)

So ergebe sich aus Interviews mit Taliban-Kommandeuren in Afghanistan, dass Pakistan den Islamisten nach wie vor in beträchtlichem Ausmaß mit Geld, Munition und Ausrüstung helfe. Dies habe sich in Gesprächen mit weiteren Experten bestätigt. Demnach seien die Taliban finanziell weitgehend vom ISI und von Unterstützung aus den Golfstaaten abhängig. Nach Überzeugung fast aller befragten Taliban-Kommandeure sei der ISI sogar im höchsten Leitungsgremium der Bewegung vertreten.

Über Verbindungen zwischen Taliban und ISI wird seit langem spekuliert. Im Frühjahr 2009 hatten hochrangige US-Militärs erklärt, es gebe Hinweise auf eine Unterstützung der Taliban und al Qaidas durch Teile des ISI.

In dem Report wird außerdem davon gesprochen, dass der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari vor einigen Monaten in Gefängnissen einsitzende, wichtige Talibanmitglieder besucht habe. Er soll ihnen die Freilassung versprochen haben - und sogar Hilfe bei militärischen Operationen. Militärische Unterstützung sei auf "höchster Ebene der pakistanischen Regierung genehmigt", soll Zardari zu verstehen gegeben haben.

"Pakistan scheint ein doppeltes Spiel von erstaunlichem Ausmaß zu spielen", lautet ein Fazit des Reports. Die Beziehungen Pakistans zu den Aufständischen Taliban seien viel enger als bislang angenommen.

Ein Sprecher des pakistanischen Militärs bezeichnete die Studie als "Blödsinn" und Teil einer bösartigen Kampagne gegen die Armee und die Geheimdienste Pakistans.

Der Autor der Studie verfasste diese vor allem auf Basis von neun Gesprächen, die er im Frühjahr 2010 mit Taliban-Kommandeuren in Afghanistan führte.

Bereits im März 2009, hatten der amerikanische Generalstabschef, Admiral Mike Mullen und General David Petraeus, Kommandeur des Central Command der US-Streitkräfte, von Anhaltspunkten dafür gesprochen, dass die ISI die Taliban und al-Qaida unterstützte und gefordert, dass der Nachrichtendienst diese Aktivitäten sofort beenden müsse.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: