Britische Sozialdemokraten:Jeremy Corbyn ist neuer Labour-Chef

Mit 59,5 Prozent gewonnen: Jeremy Corbyn ist neuer Labour-Chef. (Foto: REUTERS)

Jeremy Corbyn hat die Wahl zum Vorsitzenden der britischen Labour-Partei mit großem Vorsprung gewonnen. Dabei galt der Linkspolitiker zunächst als Außenseiter.

Jeremy Corbyn ist neuer Chef der britischen Labour Party und damit Oppositionsführer. Das gab die Partei auf einer Konferenz in London bekannt. Die Mitglieder und andere registrierte Wähler konnten in den vergangenen Wochen ihre Stimme für einen der vier Kandidaten abgeben.

Der 66-Jährige galt in seiner Partei lange als Linksaußen und damit als chancenlos. In den vergangenen Monaten entwickelte er sich jedoch zum klaren Favoriten vor seinen Konkurrenten Andy Burnham, Yvette Cooper und Liz Kendall. Nun gewann er mit einem großen Vorsprung von 59,5 Prozent von 422 664 abgegebenen Stimmen. Andy Burnham liegt mit 19 Prozent weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz.

Eine "bessere Gesellschaft" aufbauen

Nach seinem Wahlsieg rief Corbyn dazu auf, in Großbritannien eine "bessere Gesellschaft" aufzubauen. Dies sei mit einer entschlossenen Labour-Partei möglich. Im Wahlkampf hatte er großen Zuspruch von jüngeren Parteimitgliedern, Gewerkschaftern und den Gegnern des politischen Establishments erhalten.

Corbyn lehnt Sozialkürzungen ab, tritt für Verstaatlichungen von Unternehmen im Energie- und Versorgungsbereich ein und will das britische Atomwaffenprogramm Trident beenden und die Waffen abschaffen. Zu seinen schärfsten parteiinternen Kritikern gehört Ex-Premierminister Tony Blair, der Corbyn als Gefahr für Labour bezeichnet hatte, weil er moderate Wähler in die Arme von Tories-Chef Cameron treibe.

Tom Watson wird Stellvertreter

Den stellvertretenden Parteivorsitz übernimmt nun Tom Watson, Abgeordneter des Wahlkreises West Bromwich East bei Birmingham. Der bisherige Labour-Chef Ed Miliband hatte nach der schweren Niederlage der Oppositionspartei bei der Parlamentswahl im Mai seinen Rücktritt eingereicht.

© SZ.de/ewid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Labour-Vorsitz
:Chance für eine Partei in der Sinnkrise

Die Labour-Partei ist in Aufruhr: Wahrscheinlich wird der Außenseiter Jeremy Corbyn der neue Vorsitzende. Er gilt als stramm links. Der Partei könnte das gut tun.

Kommentar von Christian Zaschke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: