Britische Presse:"Prost auf eine großartige britische Zukunft!"

Lesezeit: 2 Min.

Der Titel der Daily Mail am 29. März, dem Tag als Großbritannien den Austritt aus der EU offiziell beantragte. (Foto: AFP)

Großbritannien ist bekannt für seine EU-feindlichen Boulevardblätter. Am Tag nach dem offiziellen Brexit-Antrag sehen sie Grund zum Feiern. Seriöse Zeitungen blicken mit Sorge auf die nächsten Jahre.

Presseschau von Deniz Aykanat

Großbritannien ist bekannt für seine berüchtigte Boulevardpresse, dort Yellow Press genannt. Und diese Yellow Press wiederum ist bekannt dafür, dass sie auf der Seite der Brexit-Befürworter steht. Wenige andere, seriöse Zeitung blicken dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU hingegen mit Sorge entgegen.

Dementsprechend gespalten ist die Presse auf der Insel auch am Morgen, nachdem Großbritannien in Brüssel offiziell den Austritt aus der EU eingereicht hat.

"May ist eine Gefahr für den Terrorpakt der EU", titelt The Times und legt damit den Fokus auf die harten Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU, die nun bevorstehen. May hatte in ihrem Austrittsgesuch schon angedeutet, dass man in Sicherheitsfragen möglicherweise weniger kooperieren werde, wenn die EU in wirtschaftlichen Fragen Großbritannien nicht entgegenkommt. Weiter unten heißt es auf dem Titelblatt über einem Kommentar: "Es ist das Ende des Anfangs für beide Seiten."

Auch der Guardian konzentriert sich auf die nun anstehenden zweijährigen Verhandlungen. "Die EU warnt: Erpresst uns nicht", heißt es auf dem Titelblatt.

Die Financial Times macht mit einem wehmütig lächelnden EU-Ratspräsidenten Donald Tusk und seiner Reaktion zum Austrittsgesuch auf: "Dank und auf Wiedersehen".

Beim Daily Telegraph klingt das schon ganz anders: "Ein großartiger Moment". Es herrsche Jubelstimmung, jetzt da Artikel 50 endlich seinen Zweck erfülle.

Klar Pro Brexit: Die Daily Mail (Foto: AFP)

Das Boulevardblatt Daily Mail zeigt einen grinsenden Nigel Farage mit Bierglas in der Hand. Daneben der Satz: "Prost auf eine großartige britische Zukunft!" Am Tag davor titelte das Blatt bereits "Freiheit!" Farage und seine ausländer- und EU-feindliche Partei Ukip waren treibende Kräfte in der Kampagne für einen EU-Austritt. Als das Referendum zu ihren Gunsten ausging, zog sich Farage aus der Affäre, indem er vom Parteivorsitz zurücktrat. Mit der Begründung: Sein Ziel sei ja nun erreicht. Ähnliches hört man nun vom einzigen Ukip-Abgeordneten im britischen Parlament. Douglas Carswell kündigte am Samstag an, er werde die Partei verlassen. "Ukip, meine Partei, die 1993 gegründet wurde, um Großbritannien aus der EU zu führen, hat nun ihr Ziel erreicht", begründete Carswell den Schritt auf seiner Internetseite.

Auch der Daily Express titelt mit einem sichtlich zufriedenen Nigel Farage und den Worten: "Kein Zurück beim EU-Austritt".

The Sun schreibt in Anspielung auf Mays Ankündigung, "so schnell wie möglich" detaillierte Gespräche über künftige Beziehungen in der Handels- und Sicherheitspolitik zu führen: "Euer Geld oder eure Leben".

Und bei einem anderen Blatt ist gar rhetorisches Aufrüsten zu spüren: Der Daily Mirror nennt die nun beginnenden Verhandlungen "Brexit-Schlacht".

© SZ.de/dayk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Der Countdown (XIV)
:BBC: Brexit Broadcasting Corporation

Großbritannien erfährt in der Berichterstattung des BBC eine bizarre Stilisierung zum Anführer einer Freiheitsbewegung. Doch woher kommt diese Brexit-Hörigkeit?

Brexit-Kolumne von Alexander Menden

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: