Brexit:Wille gegen Wille

Die Vernünftigen werden zwischen den Lagern zerrieben.

Von Stefan Kornelius

Die Brexit-Gleichung hatte in Großbritannien schon immer zwei Enden: Auf der einen Seite spielte sich der Tory-Krieg um die Brexit-Auslegung ab, der nur deswegen nicht zum Bruch der Partei führte, weil damit der Abschied von der Macht verbunden gewesen wäre. Auf der anderen Seite führt die Opposition denselben ideologischen Irrsinn auf, weil ihre Lager nicht minder unversöhnlich sind und auch hier in Wahrheit die Machtfrage alle Taktiererei bestimmt.

Nun hat also Boris Johnson mit seiner Kamikaze-Truppe so etwas wie einen nationalen Notstand geschaffen, weil man ihm abnimmt, dass er am 31. Oktober das Land mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen über die Klippe führt. Dies kann nur verhindert werden, wenn Opposition und Tory-Abweichler zusammenstehen und einen Premier der nationalen Einheit installieren, dessen einzige Aufgabe es sein wird, Neuwahlen und eine Austritts-Verlängerung herbeizuführen.

Jeremy Corbyn, der Labour-Chef, ist dieser Notstands-Premier nicht. Dass er dennoch die Rolle will, zeugt von seiner Verblendung und davon, dass in London der ideologische Druck noch immer stärker wirkt als der Leidensdruck. Gut möglich, dass am Ende die Vernünftigen in der Mitte zerrieben werden und Johnson seinen Willen bekommt, weil Corbyn seinen Willen hat.

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