Brexit:Was die EU riskiert

Wenn London das ganz große Chaos verhindern will, wird es bei der EU einen Aufschub beantragen müssen. Die EU wird sich diesem Wunsch nicht verschließen können, sonst wäre ja plötzlich sie daran schuld, dass es keinen Deal gibt. Doch es steht noch mehr auf dem Spiel.

Von Alexander Mühlauer

Nur noch 15 Tage bis zum Brexit. Und der Irrsinn hört nicht auf. Im Gegenteil: Wie es aussieht, dürfte der Streit über den EU-Austritt Großbritanniens in die Verlängerung gehen. Egal, ob die Premierministerin im Amt bleibt oder nicht: Wer in London das ganz große Chaos verhindern will, dem wird nichts anderes übrig bleiben, als einen Aufschub zu beantragen. Die EU wird sich diesem Wunsch nicht verschließen können. Denn sonst wäre ja plötzlich sie daran schuld, dass es keinen Deal gibt. Auf dieses " Blame Game" darf sich die EU nicht einlassen.

Bevor es allerdings zu einer Verlängerung kommen kann, muss die Regierung in London zwei Fragen beantworten: Wofür das Ganze? Und wie lange soll der Prozess dauern? Ein kurzer Aufschub bis zur Europawahl wäre aus EU-Sicht kein Problem. Doch die Gefahr ist groß, dass die Verhandler in zwei Monaten wieder dort landen, wo sie jetzt sind: in der Sackgasse.

Warum also nicht ein oder zwei Jahre verlängern? In dieser Zeit könnten die Briten entscheiden, welches Verhältnis sie zur EU wollen. Das mag vernünftig sein, birgt für die Union aber ein großes Risiko. Denn sobald sie ohne Austrittsvertrag in Gespräche über die künftige Beziehung einsteigt, würden die unterschiedlichen Interessen der EU-Staaten offenkundig. Mit der bislang gewahrten Einheit wäre es dann vorbei.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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