Streit um Fischereirechte:Großbritannien bestellt französische Botschafterin ein

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Ein Fischereifahrzeug liegt im Hafen von Kilkeel, Großbritannien (Foto: David Keyton/dpa)

Frankreich hat ein britisches Fischerboot wegen angeblich fehlender Lizenzen festgesetzt und droht mit weiteren Maßnahmen. Der Streit darum, wer wo wie viel Fisch aus dem Meer holen darf, bleibt nach dem Brexit ein Dauerthema.

Im Brexit-Streit zwischen London und Paris um Fischereirechte im Ärmelkanal hat die britische Regierung die französische Botschafterin ins Außenministerium einbestellt. Die Botschafterin solle am Freitag die "enttäuschenden und unverhältnismäßigen Drohungen gegen Großbritannien und die Kanalinseln" erklären, teilte die britische Außenministerin Liz Truss mit. Zuvor hatte Frankreich ein britisches Fischerboot wegen angeblich fehlender Lizenzen festgesetzt.

Der Fischereistreit schwelt seit Langem. Hintergrund ist die Frage, wie viel ausländische Fischer nach dem Brexit in britischen Gewässern fangen dürfen. Bereits in den Verhandlungen über den Handelspakt der Briten mit der EU war dies die am heftigsten umstrittene Frage, die eine Einigung zeitweise fast unmöglich zu machen schien. Auf EU-Seite waren es vor allem die Franzosen, die sich unnachgiebig zeigten; das Thema wird seit jeher äußerst emotional behandelt und spielt mit uralten Ressentiments gegen das jeweils andere Land.

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Am Mittwochabend hatte die französische Regierung angekündigt, dass vom 2. November an britische Fischerboote in bestimmten französischen Häfen nicht mehr anlegen dürfen. Außerdem werde Frankreich künftig systematisch die Sicherheit britischer Boote überprüfen. Lkw, die von Frankreich aus nach Großbritannien oder in die Gegenrichtung fahren, sollen demnach ebenfalls schärfer kontrolliert werden.

London: "Wir sind bereit, angemessen zu reagieren"

Großbritannien kritisierte die Ankündigung. Brexit-Minister David Frost zeigte sich enttäuscht. Die Maßnahmen stünden sehr wahrscheinlich nicht in Einklang mit internationalem Recht sowie mit dem Brexit-Vertrag. Ein Regierungssprecher sagte: "Wir sind bereit, angemessen zu reagieren." London habe der EU und Frankreich seine Bedenken übermittelt. "Die gestern Abend geäußerten Drohungen sind enttäuschend, unverhältnismäßig und grundsätzlich nicht, was wir von einem engen Alliierten und Partner erwarten", sagte der Sprecher.

"Es ist kein Krieg, aber ein Gefecht", sagte die französische Ministerin für Meeresangelegenheiten, Annick Girardin über den Konflikt. "Wir haben Fangrechte. Die müssen wir verteidigen und wir verteidigen sie." Die britische Regierung betont, 98 Prozent aller Anträge von EU-Fischern sei stattgegeben worden. Hingegen schimpfte Ministerin Girardin, es seien nur 90 Prozent - und bei den fehlenden 10 Prozent handle es sich "offensichtlich" um Franzosen.

In Großbritannien sind die Töne weniger martialisch, doch nachgeben will niemand. Etwa ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich politisiere die französische Regierung das Thema, sagte der Chef des britischen Verbunds der Fischereiorganisationen, Barrie Deas, dem Sender BBC Radio 4. "Es ist ein bisschen seltsam, weil die französischen Flotten in britischen Gewässern viel mehr fischen als wir in ihren Gewässern", sagte Deas.

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