Süddeutsche Zeitung

Brexit:Reifeprüfung

Der EU-Austritt am 31. Januar ist der Auftakt zu einem neuen Drama, das noch weitaus heftiger werden wird als die Verhandlungen über den Austrittsvertrag. Der britische Premier Johnson wird versuchen, die Europäische Union zu spalten.

Von Alexander Mühlauer

Glaubt man Ursula von der Leyen, sind die Briten "die besten und ältesten Freunde" der EU. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In den Brexit-Verhandlungen sind die Europäische Union und Großbritannien vor allem Gegner. Insofern markierte der London-Besuch der Kommissionspräsidentin den Auftakt zu einer ganz und gar nicht freundschaftlichen Auseinandersetzung - daran ändern auch nette Worte nichts.

Mit dem EU-Austritt am 31. Januar beginnt ein neues Brexit-Drama. Wer dachte, das Schlimmste sei überstanden, dem sei gesagt: Die Verhandlungen über die künftige Beziehung werden weitaus härter als jene über den Austrittsvertrag. Qua Wirtschaftskraft sitzt die EU zwar nach wie vor am längeren Hebel. Doch politisch werden sich die Gewichte dramatisch verändern. Mit Boris Johnson gibt es nun einen Premierminister, der über eine Macht verfügt wie lange niemand in Downing Street. Auf der anderen Seite steht eine Kommissionschefin, die es sehr viel schwerer hat als ihr Vorgänger. Noch können die EU-Staaten ihre Einheit wahren. Doch sobald es um ein Freihandelsabkommen nach dem Brexit geht, werden die unterschiedlichen Interessen aufflammen.

Johnson kennt die alten Freunde in der EU. Der Premier wird sie auf eine harte Probe stellen. Er wird versuchen, die Union zu spalten.

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Quelle:
SZ vom 09.01.2020
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