Brexit:Mays schaler Sieg

Die Regierungschefin rettet ihren Kopf - und verliert ihren Ruf.

Von Cathrin Kahlweit

Als das Misstrauensvotum der eigenen Fraktion noch bevorstand, versicherte Theresa May das scheinbar Unmögliche: Sie werde, berichten Teilnehmer der Gespräche, eine entscheidende Änderung am Brexitvertrag aus Brüssel mitbringen. Und sie werde nicht mehr darauf bestehen, als Premierministerin für die Tories in die nächste Wahl zu ziehen.

Bis zur Wahl sind es noch ein paar Jahre hin, wahrscheinlich zumindest. Aber was Versprechen Nummer eins angeht, so hat sie den Mund zu voll genommen. Fast könnte man glauben, Theresa May hätte aus taktischen Gründen gelogen. Denn sie musste zu diesem Zeitpunkt aus ihren Treffen mit EU-Kollegen und von ihrem engsten Vertrauten Olly Robbins, der sich seit Montag in Brüssel aufhielt, wissen, dass sie sehr, sehr wenig heraushandeln würde auf dem Gipfel am Donnerstag.

Also räumte May - nach ihrem Sieg - ein, sie erwarte keinen Durchbruch. Noch nicht. Was aus Brüssel an die Öffentlichkeit dringt, bestätigt alle Skeptiker; bislang besteht das Angebot der EU-Kommission aus warmen Worten. May wird also, wenn kein Wunder mehr passiert, mit leeren Händen nach Hause zurückkehren. Sie hat ihren Kopf gerettet, aber ihre Reputation geopfert. So wird der Vertrag nicht durchs Unterhaus gehen. Ein Misstrauensvotum im Parlament wird damit wahrscheinlicher.

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