Champagner trinkt man, wenn etwas anfängt, seltener, wenn etwas endet. Als das letzte Mal in Calais so richtig was losging, wurde bei Moët & Chandon, feinste Qualität, direkt eine eigene Abfüllung bestellt. "Cuvée zur Eröffnung des Tunnels unterm Ärmelkanal 1994" - die Flasche steht heute im Rathaus der Nachbargemeinde Coquelles. Sie ist leer, es war ein echtes Fest. In Calais hatte die Zukunft begonnen. Von hier aus frästen sich sechs Meter dicke Bohrköpfe in Richtung Großbritannien, von England aus wurde zurückgefräst. Man musste sich schon sehr wenig für Technik und sehr wenig für Europa interessieren, um nicht davon berührt zu sein, wie sich da unter dem Meer ein Land zum anderen buddelte. Einer der Bohrköpfe feiert heute seinen Ruhestand auf dem Kreisverkehr von Coquelles. Er hat geschafft, was die Politik später verspielte: Er hat die Briten ein Stück weit entinselt.
Brexit:Tunnel of Love
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Was war das für ein Fest, als sich Großbritannien unter dem Ärmelkanal nach Europa buddelte. Durch den Brexit finden alle wieder ihre Grenzen, die Menschen, die Waren, die Gefühle. Ein Besuch in Europas Maschinenraum.
Von Leo Klimm und Nadia Pantel, Calais

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