Brexit:Die Verwandlung

Warum Premier Johnson aus den Tories eine Partei der Nationalisten und der Extremisten macht.

Von Cathrin Kahlweit

Theresa May musste sich als Premierministerin im Brexit-Streit oft anhören, sie hätte sich zwischen Remainern und Brexit-Fans in ihrer Partei entscheiden müssen. Immerhin aber brachte sie einen Deal mit Brüssel zustande - der dann, unter anderem, von jenen Hardlinern zu Fall gebracht wurde, die jetzt in der Regierung sitzen.

Nun regiert Boris Johnson, und der berief in sein Team nur Ideologen des Austritts. Diese haben mit einem radikalen Schnitt, den Johnsons Gegner als "Säuberung" bezeichnen, 21 Tory-Abgeordnete aus der Partei geworfen. Der Vorwurf: Sie unterstützen ein Gesetz, das Johnson sehr verärgert. Danach soll er mit Brüssel ein Abkommen schließen. Wenn dies bis Mitte Oktober nicht klappt, soll er die EU um einen Aufschub von drei Monaten bitten.

Johnson beschuldigt diese Rebellen, mit Labour zu kooperieren und den Brexit verhindern zu wollen. Aber der Gruppenrauswurf war kein Akt der Rache - er war eine kalkulierte Aktion, um die Partei von Kritikern zu befreien, die sich gegen Johnson und seinen No-Deal-Kurs stellen könnten. Der Premier will keine Debatte, keinen Widerstand mehr ertragen müssen. Er will eine Brexit-Partei haben, welche die Brexit-Partei von Nigel Farage kleinhält. Er macht die Tories damit zu einer Partei der Nationalisten und Extremisten.

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