EU-Handelsdeal:"Große Differenzen" bei Brexit-Gesprächen

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Flagge der Europäischen Union und eine Flagge von Großbritannien vor dem Parlament in Westminster. (Foto: dpa)

Ein Handelsabkommen mit Großbritannien ist nach Einschätzung von EU-Unterhändler Michel Barnier derzeit unwahrscheinlich - die Ursache sieht er in London.

Ein Handelsabkommen der Europäischen Union mit Großbritannien ist nach Einschätzung von EU-Chefunterhändler Michel Barnier derzeit unwahrscheinlich. Barnier sprach nach der jüngsten Brexit-Verhandlungsrunde in London von "großen Differenzen" zwischen der EU und den Briten. Die Regierung von Premier Boris Johnson zeige keine Bereitschaft, aus der Sackgasse herauszukommen. "Die Zeit für Antworten geht schnell zur Neige", so Barnier.

Die Briten weigern sich demnach, Klauseln für fairen Wettbewerb und ein ausgeglichenes Fischereiabkommen zu akzeptieren. Die EU werde sich dennoch weiter um eine Einigung bemühen.

Der britische Unterhändler David Frost hielt wie Barnier fest, dass es auch in der jüngsten Verhandlungsrunde in London kaum entscheidende Fortschritte gegeben habe. Es sei unglücklicherweise klar, dass es im Juli keine Verständigung über die Prinzipien eines Abkommens mehr geben werde.

Frost sprach von "beträchtlichen offenen Fragen", klang aber optimistischer als sein europäisches Gegenüber.

Kein Fortschritt in den beiden wichtigsten Punkten

Barnier sprach von einigen konstruktiven Gesprächen. Doch bei den beiden wichtigsten Punkten für die EU gebe es überhaupt keinen Fortschritt: nämlich den gleichen Wettbewerbsbedingungen - das sogenannte Level Playing Field - und bei der Fischerei.

Auch Frost hob diese beiden Punkte hervor. Die Standpunkte der EU seien nicht mit der Rolle Großbritanniens als unabhängiges Land vereinbar.

Großbritannien hat die EU zwar bereits Ende Januar verlassen, gehört aber bis Jahresende noch zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion. Dann droht ohne Anschlussregelung ein harter wirtschaftlicher Bruch mit Zöllen und Handelshemmnissen. Eine Frist zur Verlängerung dieses Übergangszeitraums ließ London Ende Juni ungenutzt verstreichen.

Die Verhandlungen über das Abkommen drehen sich seit Monaten im Kreis. Die EU bietet ein umfassendes Handelsabkommen, mit dem Großbritannien seine Waren ohne Zölle und Mengenbegrenzung in den Binnenmarkt exportieren könnte. Im Gegenzug verlangt die EU gleich hohe Umwelt- und Sozialstandards, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Großbritannien will solche Vorgaben jedoch nicht akzeptieren.

© SZ.de/Reuters/dpa/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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