Brennerbasistunnel:Kein Anschluss

Bayern verschläft ein europäisches Großprojekt.

Von Maximilian Gerl

Zu einer zünftigen Rede als CSU-Politiker gehört das Berlin-Bashing: Wie unfähig die da oben sind! Nicht mal einen Flughafen können die bauen! Tatsächlich arbeiten bayerische Politiker längst an ihrem eigenen BER-Projekt: dem Brennernordzulauf.

Dabei schien es einst selbstverständlich zu sein, dass zusätzliche Schienen nördlich der Alpen nötig sind, um das europäische Projekt Brennerbasistunnel erfolgreich zu beenden. Zur Erinnerung: Die Vorplanungen begannen 1999. Die Italiener graben seit 2007, die Österreicher seit 2009 Tunnel durch die Alpen, damit bald Güterzüge statt Laster den Brenner passieren. Die Bayern haben erst nichts gemacht und dann mit der Grundsatzdiskussion begonnen, ob's das alles braucht.

Deutschland im Allgemeinen und Bayern im Speziellen könnten weiter sein - wie auch bei anderen Themen, etwa der Digitalisierung. Es gibt viele Gründe dafür, fehlender Mut ist einer. So gerät der Nordzulauf zur Hängepartie, die gerade den betroffenen Anwohnern gegenüber unwürdig ist. Die Tiroler wollen 2028 fertig sein, auf bayerischer Seite lägen frühestens 2038 die notwendigen Gleise. Bis dahin, heißt es, sei die Bestandsstrecke ausreichend. Wenn nicht, wird interessant, wer wem im Freistaat den Schwarzen Peter zuschiebt. Vielleicht finden sich ja Schuldige in Berlin.

© SZ vom 02.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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