Süddeutsche Zeitung

Brasiliens Ureinwohner:In Sorge um die Zukunft

Die indigenen Völker Brasiliens protestieren - gegen die Vertreibung von ihrem Land durch große Bauprojekte der Regierung wie den "Belo Monte"-Staudamm. Ihr Kampf in Bildern.

Sie verlieren ihr Land an Farmer und Viehzüchter und werden in zu kleinen Reservaten Opfer von Krankheiten und Alkohol: 800 Indianer aus ganz Brasilien sind im südlichen Bundesstaat Mato Grosso do Sul zusammengekommen, um auf Ihre Not aufmerksam zu machen. Das Bild zeigt einige der Häuptlinge, die an dem Camp "Freies Land" in Vertretung ihres Volkes teilnehmen.

Sie sind von weither gekommen, teilweise in traditioneller Bemalung, weil sie um die Zukunft ihrer Kinder fürchten. Die Zahl der Indianer Brasiliens kann nur schwer geschätzt werden, weil zu vielen der indigenen Völker Brasiliens kein Kontakt besteht.

Brasiliens Ureinwohner sind verzweifelt, weil sie keine Möglichkeit haben, gehört zu werden. Das Camp sollte die Aufmerksamkeit der Medien auf die Lage der Indigenen ziehen - es zeigten aber nur regionale Zeitungen Interesse. Einer der Häuptlinge sagte der brasilianischen Regierung den Kampf an: "Die indigenen Völker werden sterben, aber wir werden bis zum letzten Indianer kämpfen!"

Vom Schuhputzer zum Präsident: Luiz Inácio Lula da Silva hat sich von ganz unten hochgekämpft und am eigenen Leib erfahren, was Armut bedeutet. Während seiner Amtszeit gelang es ihm zwar, die große Armut seines Landes zu verringern. Aus der Sicht der Indianer ist er aber ein "großer Zerstörer", der das Schicksal der Indigenen bei seinem Streben nach wirtschaftlichen Aufschwung vergisst. Nach acht Jahren an der Spitze Brasiliens darf der beim Rest der Bevölkerung sehr beliebte Poltiker sich nicht erneut zur Wahl stellen. Für die Präsidentschaftswahlen im Oktober hält er aber eine Nachfolgerin bereit:

... Dilma Rousseff. Die frühere Energieministerin will Brasiliens erste Präsidentin werden. Das Bild zeigt das Duo bei der Nominierung Rousseffs als Kandidatin der Arbeiterpartei (PT) für die Präsidentschaftswahlen. Wenn es nach den Umfragen geht, ist das Rennen um das Präsidentenamt in Brasilien schon gelaufen. Die engste Vertraute des scheidenden Staatschefs liegt rund sechs Wochen vor der Wahl am 3. Oktober 2010 mehr als zehn Prozentpunkte vor ihrem Herausforderer, São Paulos Ex-Gouverneur José Serra.

Ein großes Projekt von Lulas Regierung ist der "Belo Monte"- Staudamm, der nach jahrzehntelangem Streit noch dieses Jahr gebaut werden soll. Dafür soll der Fluss Xingú, ein Seitenarm des Amazonas, auf die Größe des Bodensees aufgestaut werden. Die Amazonas-Indianer versuchen, den Staudamm mit allen Mitteln zu verhindern. Das Bild zeigt einen Protestmarsch. Die indigenen Völker aus dem Norden Brasiliens bangen um ihre Fischbestände und Wasserversorgung.

Sie drohen, "bis zum letzten Indianer zu kämpfen". Der Wille zum Kampf konnte schon im Juli im Fall eines anderen Staudamms beobachtet werden: 300 Indianer besetzten den Dardanelos-Staudamm im Bundesstaat Mato Grosso und nahmen 100 Bauarbeiter als Geiseln. Sie gaben an, dass der Staudamm auf der heiligen Stätte ihrer Toten gebaut wurde.

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