Regenwaldschutz:Wer das Klima retten will, kommt an Bolsonaro nicht vorbei

Palmeiras v Vasco da Gama - Brasileirao Series A 2019

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro - hier mit Fans des Fußballklubs Palmeiras - findet, der Amazonas-Regenwald gehe allein sein Land etwas an. Wenn andere Staaten mitreden wollen, müssen sie sich etwas einfallen lassen.

(Foto: Getty Images)

Der rechtsextreme Präsident Brasiliens ist der vielleicht mächtigste Mann im Kampf gegen die Erderwärmung, denn er herrscht über den größten Regenwald der Erde. Doch mit Drohungen kommt man bei ihm nicht weit.

Kommentar von Benedikt Peters

Im Kampf gegen den Klimawandel kommt es nicht in erster Linie auf Greta Thunberg und all die anderen Aktivisten an. Der Mann, der in dieser Sache den vielleicht größten Beitrag leisten könnte, ist 64 Jahre alt, sein zweiter Name lautet Messias und er residiert im Präsidentenpalast von Brasilien.

Jair Bolsonaro ist rechtsextrem, er äußert sich verächtlich über Frauen, Schwule und Ausländer. Vor allem aber pflegt er eine Einstellung zur Klimapolitik, die ihn zum möglicherweise wichtigsten Akteur bei der Erderwärmung werden lässt. Denn Bolsonaro regiert seit Januar nicht nur 208 Millionen Brasilianer. Er bestimmt auch über etwa zwei Drittel des Amazonas-Waldes, des mit Abstand größten Regenwaldes der Erde.

Wer das Klima retten will, der braucht ohne den Amazonas gar nicht erst anzufangen. Der Regenwald bindet gigantische Mengen von Kohlenstoff. Studien zufolge sind es 90 bis 140 Milliarden Tonnen, manche gehen gar von 200 Milliarden Tonnen aus. Zum Vergleich: In deutschen Wäldern sind gerade einmal 1,1 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Für die Rettung des Weltklimas braucht es mehr Wälder, nicht weniger, das hat kürzlich erst eine Untersuchung der ETH Zürich nahegelegt. Mit massiver Aufforstung, heißt es da, könne die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden.

Bolsonaro aber hat sich dem genauen Gegenteil verschrieben. Mit seiner Billigung wird der Amazonas abgeholzt, und zwar so schnell wie seit Jahren nicht mehr. Im Juni etwa wurden 920 Quadratkilometer gerodet und damit fast doppelt so viel Fläche wie im gleichen Monat im Vorjahr. Im Juli waren die Zahlen noch alarmierender, die Steigerungsrate lag bei 200 Prozent.

Flächen als Spekulationsobjekte

Möglich ist das, weil Bolsonaro, kaum im Amt, den Umweltschutz in Brasilien praktisch abgeschafft hat. Er hat die Behörden zum Schutz von Natur und Indigenen ebenso entmachtet wie das Umweltministerium - und zwar im Einvernehmen mit der Lobby der Großbauern und Großgrundbesitzer.

Bolsonaro ist auf sie angewiesen, sie stellen die stärkste Gruppe im Parlament. Manche der Abgeordneten haben sogar selbst Ländereien in der Amazonas-Region. Das ganze Ausmaß dieser Tragödie wird augenscheinlich, wenn man nachverfolgt, was mit den frisch verbrannten, entwaldeten Flächen passiert. Sie dienen in erster Linie nicht der landwirtschaftlichen Nutzung, sondern der Spekulation. Die Besitzer wetten darauf, dass diese Flächen irgendwann einmal sehr viel Geld wert sein werden, wenn fruchtbares Land anderswo knapp wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: