Brasilien:Protestkäufer

Der Bekleidungskonzern H&M könnte dazu beitragen, dass Umweltschutz auch bei Präsident Bolsonaro in Mode kommt.

Von Christoph Gurk

Wenn ein Modegigant wie H & M sich auf einmal für den Amazonas einsetzt, wirkt das zunächst mal ziemlich scheinheilig. Es geht ja nicht um den Schutz der Natur, sondern vor allem um den der eigenen Geschäfte. Die florieren, dank Fast Fashion, immer neuen Kollektionen in immer schnellerer Abfolge. Den Preis zahlen Arbeiterinnen in Entwicklungsländern - und die Umwelt.

Dennoch ist es richtig, dass der schwedische Konzern nun zu Gunsten des Amazonas kein Leder mehr aus Brasilien kaufen will. 80 Prozent der Entwaldung dort stehen in Zusammenhang mit der Viehwirtschaft. Wo früher Urwaldriesen standen, grasen heute Rinder. Ihr Fleisch landet auf Tellern und in Schüsseln von Shanghai bis Sigmaringen, ihr Leder liegt in Form von Handtaschen oder Herrenschuhen in Schaufenstern auf der ganzen Welt. Alleine voriges Jahr exportierte Brasilien Tierhäute im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar - ein gutes Geschäft, das Politikern in Brasília viel wichtiger ist als der Schutz von Indigenen oder der Umwelt.

Mit Argumenten wie Biodiversität oder Klimaerwärmung stößt man bei ihnen auf taube Ohren. Wenn es aber ums Geldverdienen geht - oder besser gesagt: um Gewinneinbußen wegen internationalen Boykotts ihrer Waren -, können Bolsonaro und seine Minister nicht mehr weghören. Und so könnte ausgerechnet die Kleidungsindustrie am Ende dazu beitragen, dass Umweltschutz auch in Brasilien ganz groß in Mode kommt.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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