Brasilien:Brasilianische Gruppe soll Terroranschläge bei Olympia geplant haben

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"Eine absolute Amateur-Zelle", sagt Brasiliens Justizminister Alexandre de Moraes. (Foto: AFP)

Die Verdächtigen stehen dem sogenannten Islamischen Staat nahe. Sie verhielten sich laut Justizminister aber wie "absolute Amateure".

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Die brasilianische Bundespolizei hat am Donnerstag zehn Personen festgenommen, die im Verdacht stehen, einen Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro geplant zu haben. Sie sollen in sozialen Netzwerken dem so genannten Islamischen Staat (IS) die Treue geschworen und den Kauf von Waffen vorbereitet haben. Das teilte Brasiliens Justizminister Alexandre de Moraes mit. Die Anti-Terroraktion unter dem Namen "Operation Hashtag" fand demnach nicht in Rio statt, sondern in den Bundesstaaten São Paulo und Paraná. Einer der Verdächtigen soll minderjährig sein.

De Moraes hatte es vor wenigen Tagen als "grundsätzlich möglich" bezeichnet, dass die Spiele zum Anschlagsziel werden könnten. Allerdings sei "die Wahrscheinlichkeit gleich null". Gleichwohl verlegt die Bundesregierung in Brasília 38 000 Soldaten nach Rio, um die Stadt in eine Hochsicherheitszone zu verwandeln. Seit Tagen sind Soldaten an neuralgischen Punkten stationiert. Dabei geht es aber vor allem darum, die Alltagskriminalität in Rio in den Griff zu kriegen. Weil der Bundesstaat nahezu pleite ist, werden Polizisten seit Monaten unregelmäßig bezahlt, sie sind schlecht ausgerüstet und im Kampf gegen die Drogenbanden heillos überfordert.

Nach demTerroranschlag von Nizza wurde das Sicherheitskonzept für die Spiele von Rio grundsätzlich überarbeitet. Das Kontingent aus Polizei und Armee wurde kurzfristig auf 88 000 Mann erhöht. Die Wettkampfstätten sollen in einem Radius von 500 Meter abgeriegelt werden. Als Reaktion auf den LKW-Attentäter aus Nizza sind neuerdings auch einige der wichtigsten Straßen Rios für Lastwagen gesperrt. Außerdem wird darüber nachgedacht, an kritischen Orten alle Handysignale zu blockieren. Die Organisatoren versprechen "die sichersten Spielen aller Zeiten".

Die nun festgenommen Verdächtigen gehörten offenbar zu einer Gruppe, die sich "Verteidiger der Scharia" nennt und über einen längeren Zeitraum überwacht worden waren. Einer der Männer soll versucht haben, über das Internet ein Sturmgewehr in Paraguay zu kaufen. "Das war entscheidend, denn es beweist eine Vorbereitungstat", sagte Minister de Moraes. Allerdings seine keine konkreten Anschlagspläne bekannt. Laut de Moraes besteht weiterhin kein Grund zur Sorge. Die zerschlagene Gruppe bezeichnete er als "eine absolute Amateur-Zelle".

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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