Brasilien:Lula will Hintermänner der Krawalle finden

Brasilien: "Wir werden das untersuchen und die Leute finden, die es finanziert haben", sagt der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nach den Krawallen im Regierungsviertel in Brasília.

"Wir werden das untersuchen und die Leute finden, die es finanziert haben", sagt der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva nach den Krawallen im Regierungsviertel in Brasília.

(Foto: IMAGO/Ton Molina/IMAGO/Fotoarena)

Nach den Ausschreitungen in der Hauptstadt kündigt Brasiliens Präsident Untersuchungen an. Der frühere Staatschef Bolsonaro wurde wieder aus einem Krankenhaus in Florida entlassen.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat angekündigt, diejenigen zu ermitteln und zu fassen, die hinter den Krawallen in der Hauptstadt Brasília stecken. "Im Namen der Verteidigung der Demokratie werden wir niemandem gegenüber autoritär sein, aber wir werden auch niemandem gegenüber lauwarm sein", sagte Lula im brasilianischen Fernsehen nach einem Treffen mit mehr als 20 Gouverneuren in Brasília. "Wir werden das untersuchen und die Leute finden, die es finanziert haben."

In Rio de Janeiro, São Paulo und anderen Städten des südamerikanischen Landes demonstrierten Tausende Menschen gegen die Ausschreitungen. Sie gingen für die Verteidigung der Demokratie auf die Straße und forderten harte Konsequenzen für die Täter, wie das brasilianische Nachrichtenportal G1 berichtete. Demnach trugen die Demonstranten Plakate mit Aufschriften wie "Keine Amnestie und kein Verzeihen. Wir wollen Bolsonaro im Gefängnis".

Am Sonntag hatten radikale Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro das Regierungsviertel in Brasília gestürmt. Sie brachten kurzzeitig die Gebäude der wichtigsten Staatsgewalten des Landes unter ihre Kontrolle, drangen in den Kongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto ein. Dort randalierten sie und hinterließen eine Spur der Zerstörung. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage wieder unter Kontrolle.

Etwa 1500 Verdächtige wurden vorläufig festgenommen. Sicherheitskräfte räumten ein Camp der Bolsonaro-Sympathisanten vor dem Hauptquartier der Streitkräfte in der Hauptstadt und setzten die Aktivisten vorübergehend fest, wie das Justizministerium mitteilte. Die Menschen seien in rund 40 Bussen weggebracht worden, berichtete das Nachrichtenportal G1. Auch in anderen Städten wie Rio de Janeiro und São Paulo wurden Camps von Bolsonaro-Anhängern aufgelöst, dort gab es ebenfalls Festnahmen.

Um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, sollen nun über 600 zusätzliche Polizisten aus anderen Teilen des Landes in die Hauptstadt verlegt werden. Die Beamten werden aus 15 Bundesstaaten in den Bundesdistrikt entsandt, wie die Zeitung Folha de S. Paulo schrieb.

US-Demokraten fordern Bolsonaros Ausweisung

Bolsonaro ist unterdessen nach einem kurzen Aufenthalt wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das teilte er selbst auf Twitter mit. Kurz nach den Krawallen seiner Anhänger war er Medienberichten zufolge in Orlando im US-Bundesstaat Florida in einer Klinik behandelt worden. Bolsonaro hatte laut der brasilianischen Zeitung O Globo eigenen Angaben zufolge unter starken Bauchschmerzen gelitten. Der Arzt des rechtsextremen Politikers, Antonio Luiz Macedo, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Es ist kein ernster Fall."

Brasiliens früherer Staatschef ist in den vergangenen Jahren mehrfach im Krankenhaus behandelt worden, nachdem er während des Wahlkampfs 2018 Stichverletzungen erlitten hatte. Insgesamt musste sich Bolsonaro seitdem sechs Operationen unterziehen.

Der 67-Jährige lebt seit Ende des vergangenen Jahres in Orlando und nahm auch nicht an der Amtsübergabe an Lula teil. Angesichts der Ausschreitungen in Brasilien forderten in den USA erste Demokraten bereits, ihn auszuweisen. "Er ist ein gefährlicher Mann", sagte der demokratische Kongressabgeordnete Joaquin Castro in einem CNN-Interview. Seine Parteikollegin Alexandria Ocasio-Cortez schrieb auf Twitter: "Die USA müssen aufhören, Bolsonaro in Florida Zuflucht zu gewähren."

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