Brasilien:Eine biedere Drohung, über die Bolsonaro nur lacht

Brazil's President Jair Bolsonaro looks on during a promotion ceremony for generals of the armed forces, at the Planalto Palace in Brasilia

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro lehnt Klima-Aktivisten und ausländische Projekte, die ihm in die Quere kommen, ab. Einen größeren Gefallen, als diese zu stoppen, kann man ihm gar nicht tun.

(Foto: REUTERS)

Die Bundesregierung stoppt Regenwald-Schutzprojekte, da Brasilien den Amazonas weiter wild abholzt. Doch das hilft nicht. Was die EU stattdessen tun sollte.

Kommentar von Sebastian Schoepp

Gut gemeint, so lautet ein alter Spruch, ist das Gegenteil von gut. Das gilt auch für die Drohung des Bundesumweltministeriums, die Förderung von Regenwald-Schutzprojekten in Brasilien zu stoppen, solange unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro wie wild abgeholzt wird. Die Bundesregierung hat diese Drohung nun umgesetzt, Norwegen hat die Gelder des Amazonas-Fonds ebenfalls eingefroren.

Bolsonaro dürfte darüber nur lachen. Klima-Aktivisten und ausländische Projekte, die ihm in die Quere kommen, lehnt er sowieso ab. Einen größeren Gefallen, als diese zu stoppen, kann man ihm gar nicht tun.

Nein, um einen Klimazerstörer wie Bolsonaro aufzuhalten, braucht es ganz andere Hebel. Vor einigen Wochen haben sich die Europäische Union und der südamerikanische Wirtschaftsverbund Mercosur, dem Brasilien angehört, darauf geeinigt, die größte Freihandelszone der Welt zu gründen.

Da die Agrarindustrie Brasiliens einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist, ist klar, wer von steigendem Absatz durch den Wegfall von Handelsschranken profitieren würde: Die Sojabarone, Agrarkonzerne und Rinderzüchter, die den Wald abholzen.

Deshalb muss, solange ein Mann wie Bolsonaro regiert, gelten: Dieses Abkommen darf nicht unterschrieben werden - oder die Unterschrift muss an radikale Auflagen zum Waldschutz geknüpft werden. Ansonsten würde die EU sich mitschuldig machen an der Vernichtung der Lunge der Erde.

Europäische Produkte dürfen die lateinamerikanische Wirtschaft nicht ersticken

Und nicht nur das: Der geplante, ungezügelte Freihandel mit Ländern wie Argentinien, Paraguay oder Brasilien, die wenig zimperlich im Umgang mit Pestiziden und dafür sehr lässig beim Einsatz von Gentechnik sind, muss einer sehr genauen Prüfung unterzogen werden, ansonsten entwickelt sich der freie Warenaustausch mit Lateinamerika zum Angriff auf die Gesundheit der EU-Bürger.

Umgekehrt muss gesichert werden, dass der zaghafte Aufbau eigener Wertschöpfungsketten in Lateinamerika nicht im massenhaften Zufluss verarbeiteter Produkte aus Europa erstickt. Freihandel mag der Exportwirtschaft auf beiden Seiten nutzen und damit am Ende auch dem Verbraucher. Doch er braucht Regeln, sonst gibt es am Ende zu viele Verlierer - etwa die Menschen in Lateinamerika, die indigenen Völker und Umweltaktivisten, die versuchen, vom Regenwald zu schützen, was die Bolsonaros dieser Welt dort übrig gelassen haben.

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