Erst Breitbart, dann Bunte: Der umstrittene US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, äußert seine Meinung weiterhin öffentlich - obwohl es ihm zuletzt kein Glück gebracht hat.
Nach seinen umstrittenen Aussagen bei der ultrarechten Plattform Breitbart London schlug er nun gegenüber der Bunten sehr versöhnliche Töne an: Er bekräftigte die Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA. "Wir glauben an Demokratie und Menschenrechte. Auch wenn wir mal nicht übereinstimmen, sind wir uns im Grunde sehr nah." Die beiden Länder spielten "im selben Team".
Seine Beobachtung sei, dass es in Deutschland "viel Unterstützung für unseren Präsidenten" Donald Trump gebe. Zugleich lobte der Botschafter Bundeskanzlerin Angela Merkel für deren "Ernsthaftigkeit und ihre Herangehensweise an politische Dinge". "Sie erwartet Resultate und nicht Prunk oder Glamour", so Grenell. Vor seinen jüngsten Aussagen hatte er sich schon einmal als "Fan" der Kanzlerin bezeichnet.
Der US-Botschafter, der als Vertrauter von US-Präsident Donald Trump gilt, hat sein Amt erst vor knapp einem Monat angetreten. In einem Interview mit dem ultrarechten Internetportal Breitbart umschrieb er es als seine Aufgabe, konservative Bewegungen in ganz Europa zu stärken. Außerdem kritisierte er die deutsche Verteidigungspolitik.
Deutsche Politiker warfen Grenell daraufhin eine Einmischung in innere Angelegenheiten vor, die Bundesregierung forderte von Washington "Aufklärung". Einige forderten Grenells Abberufung, so etwa Ex-SPD-Chef Martin Schulz: Der Botschafter verhalte sich "wie ein rechtsextremer Kolonialoffizier". Das US-Außenministerium hat Grenell verteidigt.
Bei seinem Antrittsbesuch im Auswärtigen Amt bei Staatssekretär Andreas Michaelis erwarteten Grenell am Mittwochnachmittag kritische Fragen. Das Treffen war schon vor dem aktuellen Streit vereinbart worden. Hinterher war der Ton dann aber versöhnlich.
Er habe sich unglücklich über die Reaktionen gezeigt, die sein Interview ausgelöst habe, verlautete am Mittwoch aus dem Auswärtigen Amt nach dem Treffen. Er wolle "nicht als Parteigänger rechtsgerichteter Kräfte in Deutschland wahrgenommen werden". Grenell wolle auch atmosphärisch dafür sorgen, "dass eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern möglich" werde, hieß es von deutscher Seite.