Botschaft zum Tod des Terrorchefs:Al-Qaida-Führer: "Wir sind alle Osama"

Drohende Worte aus Nordafrika: In einer Botschaft warnt ein Al-Qaida-Führer, dass Bin Ladens Tod die Wut von Muslimen weltweit schüren werde. Pakistan gewährt dem US-Geheimdienst CIA Zutritt zum Anwesen des getöteten Terrorchefs.

Der Anführer der al-Qaida in Nordafrika, Abelmalek Drukdel, ist der Ansicht, dass die Erschießung von Osama bin Laden durch eine US-Spezialeinheit die Wut von Muslimen gegenüber dem Westen weiter schüren wird.

In einer zehnminütigen Audiobotschaft, die in Internetforen für Dschihadisten veröffentlicht wurde, sagte Drukdel, die Tötung Bin Ladens sei Anlass, um "Vergeltung zu schwören und auf Sieg zu bestehen". "Wir sind alle Osama", sagte er laut einer Übersetzung der US-Organisation SITE Monitoring Service, die auf Online-Foren von Dschihadisten spezialisiert ist.

Die al-Qaida in Nordafrika soll in den vergangenen Jahren mehrere hundert Menschen getötet haben. Zuletzt intensivierte die Extremistengruppe ihre Anschläge im östlichen Hochland Algeriens. Die Organisation wird auch mit mehreren Entführungen von Ausländern in der Sahara und terroristischen Zwischenfällen in Europa in Verbindung gebracht.

Unterdessen wurde bekannt, dass Pakistan dem US-Auslandsgeheimdienst CIA Zugang zu Bin Ladens Anwesen in Pakistan gewähren soll. Das wurde am Donnerstag aus US-Beamtenkreisen bekannt. Das Anwesen verfügt über ein dreigeschossiges Haus, in dem Bin Laden vermutlich fünf Jahre lang lebte.

Wann genau die CIA Zugang zu dem Gelände in Pakistan bekommen sollte, war unklar. Ein US-Beamter sagte, es sei zwar wahrscheinlich, dass der pakistanische Geheimdienst Bin Ladens Anwesen bereits durchsucht habe. Die CIA hoffe aber dennoch, Fingerabdrücke oder andere Hinweise zu finden. Auf dem Gelände in der pakistanischen Stadt Abbottabad war der Al-Qaida-Chef am 2. Mai von einer US-Spezialeinheit getötet worden.

Clinton zu Besuch in Pakistan

Knapp vier Wochen nach der Tötung Osama bin Ladens ist US-Außenministerin Hillary Clinton zu einem Überraschungsbesuch in Pakistan eingetroffen. Sie werde nur fünf bis sechs Stunden in Pakistan bleiben, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad.

Clinton traf zunächst mit Präsident Asif Ali Zardari zusammen. Anschließend sprach sie mit Premierminister Yousuf Raza Gilani und Armeechef Ashfaq Parvez Kayani. Nach Aussage von Clinton hätten die USA keinen Anhaltspunkt dafür, dass die pakistanische Führung vom Versteck des getöteten El-Kaida-Chefs Osama bin Laden gewusst hat. Es gebe "absolut keinen Beweis dafür, dass irgendjemand auf der höchsten Regierungsebene" wusste, dass sich der Terrorchef im pakistanischen Abbottabad aufgehalten habe. Dort tötete ein US-Spezialkommando ihn Anfang Mai. Pakistan war über die Aktion nicht informiert, der Vorfall führte daher zu schweren Verstimmungen zwischen Washington und Islamabad.

Clinton sagte bei einer Pressekonferenz in Islamabad, der in Pakistan herrschende "Anti-Amerikanismus" helfe dem Land nicht weiter. Die in der Öffentlichkeit herrschende feindliche Einstellung gegenüber den USA sowie "Verschwörungstheorien" würden dem Land "nicht helfen, seine Probleme zu lösen", sagte sie. Clinton bezog sich damit vor allem auf jüngste Anschläge der pakistanischen radikalislamischen Taliban, die Aktionen angekündigt hatten, um Bin Ladens Tod zu rächen.

Vor Clinton hatten sich bereits der einflussreiche US-Senator John Kerry und der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Marc Grossman, um Entspannung bemüht. Clinton wird von US-Generalstabschef Michael Mullen begleitet.

Das pakistanische Parlament hatte die Operation gegen Bin Laden als Verletzung der Souveränität Pakistans scharf kritisiert. Die Abgeordneten hatten gedroht, im Wiederholungsfall den Nachschub für die Nato-Truppen in Afghanistan abzuschneiden. Der Nachschub läuft vor allem durch Pakistan.

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