GroßbritannienDie Botox-Spritze könnte in den USA bald teurer werden

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Bald ein Luxuspodukt? Wenn US-Präsident Trump Zölle auf Pharmaprodukte erhebt, wird eine Botox-Behandlung teurer.
Bald ein Luxuspodukt? Wenn US-Präsident Trump Zölle auf Pharmaprodukte erhebt, wird eine Botox-Behandlung teurer. (Foto: MiraMstock/IMAGO)

Der größte Markt für Botox sind traditionell die USA, aber die britischen Inseln holen ehrgeizig auf. Hier wird das Anti-Falten-Mittel auch hergestellt, in einem irischen Küstenstädtchen. Noch.

Von Martin Wittmann, London

Das Gesicht der globalen Wirtschaftsmisere ist das des US-amerikanischen Präsidenten. Donald Trump überzieht die Welt mit seinen Zöllen, in der Hoffnung, dass sich überall hin verstreute Industrien gezwungen fühlen, (wieder) in den Vereinigten Staaten zu produzieren. Zum Beispiel und vor allem die Medikamentenbranche, zum Beispiel und vor allem die nach Irland abgewanderte. Noch sind Pharmaprodukte ausgenommen von seinen Maßnahmen, aber Trump scheint zu allem entschlossen zu sein, eine Entscheidung wird in den kommenden Wochen erwartet. „Diese wunderbare Insel mit fünf Millionen Einwohnern hat die gesamte US-Pharmaindustrie in ihrer Hand“, schimpft er. Dass Trump sie dafür als „kluge Leute“ lobt, beruhigt die Iren nicht, schon gar nicht jene in Westport. Dort, und nur dort, wird nämlich ein Zaubermittel hergestellt, dessen Geheimnis sich im Entfalten entfaltet: Botox.

Von den kaum 7000 Einwohnern des Küstenorts arbeiten laut Financial Times etwa 1500 bei der Firma Abbvie. Diese hat sich schon vor Jahren aus Steuergründen in Irland angesiedelt, genauso wie etwa Pfizer und Johnson & Johnson. Mit seinem kosmetischen Botox hat AbbVie im vergangenen Jahr mehr als 2,7 Milliarden Dollar umgesetzt. Wenn der Stoff wegen Zollaufschlägen bei der Einfuhr in die USA teurer werden sollte, würden sich dort Stirne wieder im Runzeln üben, in jeder Hinsicht – und der Frust der Kundinnen und Kunden könnte Abbvie dazu bringen, die Fabriken tatsächlich wieder in die Heimat zu verlagern.

Das „Mar-a-lago-Face“: Filler, Botox, Bräune

Die USA nun mögen der größte Abnehmer für Botox sein, aber wer sich auf den britischen Inseln umsieht, kann auch hier eine gewisse Nachfrage in den Gesichtern ablesen. Der Markt ist bei den Nachbarn der Iren, im Vereinigten Königreich, mittlerweile in eine legale Grauzone expandiert. Beliebt sind Botox-Partys oder Schnellbehandlungen in Einkaufsstraßen, etwa eine Million Injektionen pro Jahr sollen im Vereinigten Königreich jedes Jahr verabreicht werden. Laut der Beratungsfirma „Rare:Group“ sollen jede und jeder Dritte der 33- bis 40-jährigen Briten eine zeitnahe Behandlung für sich in Betracht ziehen.

Offiziell darf das Mittel hier nur auf Rezept gespritzt werden, online ist es aber auch ohne erhältlich. Das Personal ist nicht immer das qualifizierteste, es gebe da in Großbritannien keine gesetzlichen Anforderungen, sagte der konservative Abgeordnete Bradley Thomas im Januar im Parlament und sprach von einer „sich abzeichnenden Gesundheitskrise im ganzen Land“. Allein im Jahr 2023 hätten 3000 Patienten über Komplikationen geklagt, nahezu die Hälfte von ihnen seien Frauen zwischen 18 und 25 Jahren gewesen.

Unmut erregt die Botox-Nutzung nicht nur, wenn sie schiefgeht, sondern auch, wenn sie gelingt. Der renommierte Top Secret Comedy Club in London hat kürzlich halb ernst ein Eintrittsverbot für gebotoxte Besucher verhängt – die Künstler auf der Bühne seien es leid, im Publikum nur erstarrte Gesichter zu sehen. Ein Standbild, das zurück zu Trump führt. Seine Entourage nämlich wird gerade für ihren aufgespritzten Look verspottet, kürzlich berichtete unter anderem der Irish Star über das „Mar-a-lago-Face“. Es besticht durch Filler, extreme Bräunung und (noch) aus Irland importiertem Botox.

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