Neugewählter Präsident Brasiliens:Bolsonaro will Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen

  • Der künftige brasilianische Präsident Bolsonaro will die Botschaft seines Landes in Israel nach Jerusalem verlegen.
  • Mit dem umstrittenen Schritt würde er US-Präsident Trump folgen, dessen Botschaftsverlegung mit blutigen Unruhen einherging.
  • Der israelische Ministerpräsident Netanjahu begrüßt die Ankündigung.

Nach den USA will auch Brasilien seine Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen. "Wie bereits im Wahlkampf angekündigt, wollen wir mit Brasiliens Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem umziehen. Israel ist ein souveräner Staat und wir respektieren das", schrieb der neugewählte Präsident Jair Bolsonaro am Donnerstag auf Twitter. Kurz nach seinem Tweet sagte der rechte Politiker bei einer Pressekonferenz, er gehe nicht davon aus, dass die Entscheidung die Beziehungen seines Landes zur arabischen Welt belasten würden.

Brasilien würde mit dem Botschaftsumzug dem Beispiel der USA folgen. US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem im Dezember 2017 als Hauptstadt Israels anerkannt und später die US-Botschaft dorthin verlegt, was wütende Protesten der Palästinenser nach sich zog. Die umstrittene Eröffnung der diplomatischen Vertretung am 14. Mai führte zu Unruhen, 60 Palästinenser wurden von israelischen Soldaten getötet. Kurze Zeit später verlegten dann auch Guatemala und Paraguay ihre Botschaften in Israel nach Jerusalem. Paraguay machte diesen Schritt Anfang September wieder rückgängig.

Netanjahu: "historischer, richtiger und aufregender Schritt"

Der Status Jerusalems ist einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 besetzt und später annektiert und beansprucht seitdem ganz Jerusalem für sich. Die Palästinenser wollen den Ostteil zur Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates ernennen. Dort befinden sich die Klagemauer und der Tempelberg. Er ist allen drei Weltreligionen heilig. Um ihn streiten Israelis und Palästinenser besonders heftig.

Wegen des ungeklärten Status der Stadt war es lange Zeit diplomatischer Konsens, dass ausländische Staaten ihre Botschaft nicht in Jerusalem ansiedeln. Der Schritt der USA, Guatemalas und Brasiliens kommt einer Anerkennung als Hauptstadt gleich.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßte Bolsonaros Ankündigung. "Ich beglückwünsche meinen Freund, den gewählten Präsidenten von Brasilien, Jair Bolsonaro, zu seinem Vorhaben, die brasilianische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen", schrieb er auf Twitter. "Ein historischer, richtiger und aufregender Schritt."

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