Boko Haram in Nigeria:Entführung von Schülerinnen mobilisiert Weltgemeinschaft

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Weltweit wird gegen die Entführung der Mädchen protestiert: Demonstranten in Südafrika. (Foto: dpa)

Seit 25 Tagen werden in Nigeria fast 300 Mädchen vermisst. Sie sind in den Händen brutaler Islamisten. Viele Länder zeigen sich solidarisch mit der Regierung in Abuja - und bieten Hilfe an.

Das Schicksal von über 284 in Nigeria verschleppten Schülerinnen bewegt die Weltgemeinschaft: Trotz intensiver Suche fehlt von ihnen bisher jede Spur. Über 200 Schülerinnen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren waren vor über drei Wochen im Bundesstaat Borno in Nordnigeria von Islamisten verschleppt worden. Sie wurden von der Terrorgruppe Boko Haram aus einer staatlichen Sekundarschule entführt, das Gebäude anschließend verwüstet.

Am Sonntag hatte die Gruppe elf weitere Mädchen entführt. Und in einem am Montag publik gewordenen Video hatte Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau den "Verkauf", die "Versklavung" und die "Zwangsverheiratung" der Schülerinnen angekündigt. Geiseln der Terrorgruppe werden häufig auch sexuell schwer missbraucht.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "zutiefst besorgt" über das Schicksal der verschleppten Schülerinnen. Er verfolge die Lage sehr genau und verspreche, dass die Vereinten Nationen Nigeria beistehen werden. Man werde einen hochrangigen Sondergesandten nach Nigeria schicken, der vor Ort untersuchen soll, wie die Vereinten Nationen dem Land besser helfen können.

Ein Wendepunkt im Kampf gegen den Terrorismus

Auch die USA reagierten inzwischen auf das schockierende Verbrechen und schickten erste Polizei- und Militärexperten nach Nigeria, um die Mädchen zu finden. Auch London und Paris sagten Hilfe zu. Frankreich kündigte die Entsendung einer "mit allen Mitteln ausgerüsteten Spezialeinheit" an. Die nigerianische Polizei setzte eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 215 000 Euro für Informationen aus, die zur Befreiung der Schülerinnen führen.

Die Zeitung Vanguard berichtete, der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang habe dem nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan versprochen, den nigerianischen Behörden alle nützlichen Informationen, die China durch Satellitenaufnahmen und Geheimdienste erhält, zur Verfügung zu stellen.

Frauen demonstrieren in Lagos. (Foto: Akintunde Akinleye/Reuters)

Jonathan bezeichnete die Massenentführung von Schulmädchen im Norden des Landes als einen Wendepunkt im Kampf gegen die Islamistengruppe Boko Haram. "Ich glaube, dass die Verschleppung dieser Mädchen der Anfang vom Ende des Terrors in Nigeria sein wird", sagte er vor den Delegierten des Weltwirtschaftsforums in Abuja.

Internetaktion: "Bringt unsere Mädchen zurück"

In vielen Teilen der Welt, darunter in Südafrika, London und New York, zogen in den vergangenen Tagen Tausende in Protestzügen zu den Botschaften Nigerias und forderten, dass die Behörden mehr tun müssen, um die Mädchen zu finden.

Eine über soziale Netzwerke verbreitete Internetkampagne mit dem Titel "#BringBackOurGirls" (bringt unsere Mädchen zurück) wird mittlerweile auch von zahlreichen Prominenten unterstützt.

Kampagne für entführte Schülerinnen in Nigeria
:#BringBackOurGirls

Noch immer gibt es keine Spur von den mehr als 250 in Nigeria entführten Schülerinnen - doch das Schicksal der Mädchen berührt die Menschen auf der ganzen Welt. Im Internet bekunden Menschen ihre Solidarität. Prominente Unterstützung kommt auch aus dem Weißen Haus.

Von Tobias Dorfer

Boko Haram kämpft seit fünf Jahren im Norden Nigerias für die Errichtung eines islamistischen Staates. Die Islamisten, die auch als Taliban Nigerias bezeichnet werden, verüben seit 2009 immer wieder Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen. Etwa 1500 Menschen wurden bei Angriffen allein in diesem Jahr getötet.

© dpa/AFP/uga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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