Böhmermann-Persiflage auf Wahlwerbespot:Rache an den "Grünen Sackratten"

SPD, CDU, FDP und sogar die Piraten - der Moderator Jan Böhmermann schenkt fast allen Parteien einen Wahlwerbespot. Der Inhalt ist nahezu identisch: Es gibt eimerweise Spott für die Grünen. Mit denen hat Böhmermann noch eine Rechnung offen.

Von Antonie Rietzschel

Nein, das konnte der Moderator Jan Böhmermann nicht auf sich sitzen lassen. Die Grünen haben einfach Wahlwerbung mit seinem Kollegen gemacht. Seinem William Cohn, der durch die Sendung "Roche & Böhmermann" berühmt und mit Hornbrille plus grausiger Krawatte zur Hipster-Ikone wurde.

Entweder scheint nun für Böhmermann Cohns politische Glaubwürdigkeit durch die Wahlkampfwerbung in Gefahr oder er ist sauer wegen des cleveren PR-Zugs der Partei. Auf jeden Fall nimmt er jetzt Rache. Nicht etwa an Cohn, der sich an die Grünen "verkaufte", sondern an der Partei selbst. Und das mit seiner schärfsten Waffe, der Satire.

In einer "Rede an die Nation" beklagt Böhmermann, diesmal selbst als Sprecher mit Hornbrille, den "Missbrauch durch die seit jeher als Terrorsympathisanten bekannte Partei - die Grünen".

Um die politische Glaubwürdigkeit Cohns wiederherzustellen, schenkt er allen anderen im Bundestag vertreten Parteien sowie der Piratenpartei einen eigenen Wahlwerbespot. Darin, es lässt sich ahnen, kommen sie alle gut weg - bis auf die Grünen eben. Sie hätten "als schädliche Trittbrettfahrer versucht, das mühsam erarbeitete Pseudo-Mitte-Hipster-Image anderer für sich zu nutzen", sagt Böhmermann. Im Hintergrund heult: Cohn.

Die Wahlwerbespots Böhmermanns finden sich ebenfalls bei Youtube. In Anlehnung an das Filmchen der Grünen schlüpft Cohn wieder in die Rolle des Biologen mit schlechtem Klamottengeschmack. "Heute widmen wir uns der Phthirus pubis, der Gemeinen Filzlaus, besser bekannt als die Grüne Sackratte", beginnt er. Einen ähnlichen Satz sagt Cohn auch im Wahlwerbespot der Grünen. Darin widmet er sich jedoch der Gemeinen Hausschnecke, die wohl am besten die schwarz-gelbe Regierung beschreibt - so zumindest die Botschaft der Partei.

Böhmermann fand dagegen die Filzlaus als tierische Metapher für die Grünen passend. Cohn beschreibt sie in TV-Onkel-Manier als übergriffig, notorisch besserwisserisch und digital behindert. Der Parasit gehe seit der Entdeckung Anfang der Achtziger Jahre allen auf die Eier. Dazu werden passende Videoschnipsel von Jürgen Trittin oder Claudia Roth eingeblendet.

"Aber keine Sorge. Am 22. September können wir die Sackratte in die Schranken weisen", sagt Cohn zum Schluss. Ob SPD, Linke, FDP und CDU - für jede Partei gibt es eine eigene Version dieses Anti-Spots. Der Hauptteil unterscheidet sich nicht, nur am Ende wird jeweils das Logo und der Slogan der Partei eingeblendet.

Die Grünen nehmen Böhmermanns Angriff gelassen hin. "Bemerkenswert ist, dass Jan Böhmermann, der sonst für jeden Spaß zu haben ist, kein Spaß versteht, wenn man seine Sendung persifliert", sagt Robert Heinrich, Wahlkampfmanager der Grünen. Er glaube, dass die Aktion dem Original-Spot noch größere Aufmerksamkeit bringen werde.

Richtig gefreut haben sich auf jeden Fall die Piraten - zumindest am Anfang: Weil einige die Satire offenbar nicht verstanden, wurde der Spot über den offiziellen Youtube-Kanal der Piraten online gestellt. Was natürlich schnell zu Kritik führte - denn nicht jeder fand es lustig, dass die Grünen als Sackratten beschimpft werden.

Anschließend ging das Video wieder offline und Bundesvorständler Klaus Peukert leistete erst mal Aufklärungsarbeit:

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