Im Nahen Osten kann die politische Lage so verworren werden, wie es nur geht, eine Konstante scheint immer zu gelten: Am Ende sind die Kurden die Dummen. Dieses Gesetz wurde zuletzt im Irak bestätigt. Nach dem Sieg über den IS in Mossul war sich die Führung der Kurden dort sicher, die internationale Gemeinschaft werde den Einsatz ihrer Kämpfer belohnen. Eine krasse Fehlkalkulation - nach einem tölpelhaft durchgeführten Unabhängigkeits-Referendum standen die Kurden im Konflikt mit Bagdad alleine da und verloren.
Leserdiskussion:Türkische Bodenoffensive in Syrien: Wie sollte der Westen reagieren?
Die Türkei hat eine groß angelegte Offensive gegen kurdische Truppen im Nordwesten Syriens begonnen. Berlin und Moskau befürchten eine Eskalation der Gewalt in der Region.
Den Kurden in Syrien geht es nicht anders: Ihre Milizen dienten der Anti-IS-Koalition als Bodentruppen für den Sturm auf die IS-Hauptstadt Raqqa und waren im Anschluss nützlich, um den IS aus dem Euphrat-Tal zu vertreiben. Und als Dank für die vielen Opfer nun Schützenhilfe im Konflikt mit der Türkei - militärisch oder auch nur politisch? Von wegen.
Wenn der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nun den Kurdenkanton Afrîn angreifen lässt, tut er das weniger, weil ihn der Flecken militärisch bedroht. Die Selbstverwaltung der Kurden dort stört ihn eher aus politisch-symbolischen Gründen, sie fußt auf den Ideen des in einem türkischen Gefängnis sitzenden PKK-Führers Abdullah Öcalan.
Dass die USA und Russland höchstens pflichtschuldig maulen, ihm aber nicht in den Arm fallen werden, weiß Erdoğan. Beide Großmächte brauchen ihn, die eine als Nato-Partner, die andere, um das syrische Chaos vielleicht irgendwann ordnen zu können. So sind die Kurden wieder die Dummen.