Blutige Gewalt zwischen Kopten und Muslimen:Ägypten taumelt ins Chaos

Dutzende Menschen wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen in Kairo getötet, mehr als 200 verletzt. Dabei hatte der Protest der ägyptischen Kopten zunächst friedlich begonnen. Doch dann lieferten sich Christen, Muslime, Polizei und Militär blutige Straßenschlachten.

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Copts protest outside television building in Cairo

Quelle: dpa

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Straßenschlachten und Szenen wie im Bürgerkrieg entsetzen Ägypten. Bei Zusammenstößen zwischen Muslimen, koptischen Christen und Sicherheitskräften sind in Kairo mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 200 wurden verletzt.

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Entzündet hatte sich die Gewalt an einer zunächst friedlichen Demonstration. Etwa 2000 koptische Christen protestierten gegen einen Brandanschlag radikaler Muslime auf eine Kirche im Süden des Landes.

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Die Demonstranten marschierten zum Gebäude des staatlichen Fernsehsenders. Dort schwenkten sie Kreuze und skandierten gegen den regierenden Militärrat und Armeechef Hussein Tantawi. "Nieder mit dem Marschall", riefen sie. "Dies ist unser Land." Bis dahin war der Protest friedlich.

Copts protest outside television building in Cairo

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Doch vor dem Gebäude des staatlichen Fernsehens gerieten die Demonstranten mit muslimischen Bewohnern der umliegenden Wohnviertel sowie Soldaten und Polizisten aneinander, die zur Sicherung des Gebäudes im Einsatz waren. Die Gewalt eskalierte. Das ägyptische Fernsehen berichtete, zuerst hätten Demonstranten auf Soldaten geschossen und sie mit Steinen beworfen. Mehrere Autos und Busse wurden in Brand gesetzt.

Copts protest outside television building in Cairo

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Die Darstellung der koptischen Demonstranten klingt anders. Demnach seien zuerst sie beschossen und von "Schlägertypen" angegriffen worden, als ihr Marsch den Platz vor dem Fernsehgebäude erreicht habe. Zwei Panzerspähwagen der Armee seien mitten in die Menge gefahren, sagten Augenzeugen. Dabei seien mehrere Demonstranten überrollt und getötet worden. 

Egyptian Christians clash with soldiers and riot police during a protest against an attack on a church in southern Egypt, in Cairo

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Erst daraufhin hätten Demonstranten Militärfahrzeuge angezündet. Die Berichte über die Auseinandersetzung sind verwirrend ...

A Christians protester is injured during a clash with riot policemen in Cairo

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So hat ein koptischer Geistlicher angeblich versucht, einen Soldaten zu beschützen, der von mehreren Demonstranten angegriffen wurde. Und selbst einige Muslime hätten sich den Christen angeschlossen und gegen die Armee gekämpft, sagte ein muslimischer Augenzeuge.

Egyptian Christians clash with soldiers and riot police during a protest against an attack on a church in southern Egypt, in Cairo

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Die protestierenden Kopten wurden schließlich von Bereitschaftspolizisten und Muslimen, die sich mit Stöcken bewaffnet hatten, vom Gebäude des Fernsehsenders vertrieben. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Auch fielen Schüsse. Die Kämpfe weiteten sich in der Nacht dann weiter aus, unter anderem auf den nahegelegenen Tahrir-Platz.

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Gruppen von Muslimen zogen durch Kairos Innenstadt und griffen Fahrzeuge an, in denen sie christliche Passagiere vermuteten. Einige Demonstranten zapften Benzin aus parkenden Autos, um Brandsätze zu basteln - mit denen sie dann wieder Autos anzündeten.

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Angehörige der Toten und Verletzten trauern in einem Krankenhaus, in das Opfer der Ausschreitungen gebracht wurden. Selbst in der Nähe des Hospitals gingen Kopten und Muslime aufeinander los - mit Stöcken, Steinen und Brandbomben. Schlägertrupps, bei denen es sich um radikale Muslime gehandelt haben soll, versuchten angeblich sogar, ein koptisches Krankenhaus im Stadtzentrum zu stürmen.

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Nach den schwersten Ausschreitungen in Kairo seit dem Sturz des Präsidenten Hosni Mubarak im Februar verhängten die Behörden eine Ausgangssperre. Sie galt von zwei bis sieben Uhr für Teile der ägyptischen Hauptstadt.

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Kopten bringen einen verletzten Demonstranten in Sicherheit. Ministerpräsident Essam Scharaf wandte sich in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation. Die Gewalt gefährde den Wandel nach dem Ende des Mubarak-Regimes. "Diese Ereignisse werfen uns mehrere Schritte zurück", sagte er. Scharaf rief das ägyptische Volk zur Einheit auf, verurteilte die Ausschreitungen als "unnötige Gewalt" und sprach von einer "Verschwörung gegen Ägypten". Allerdings bestritt er religiöse Motive. Vielmehr seien die Unruhen der "Versuch, Chaos zu verursachen".

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Mit ihren Mobiltelefonen fotografieren Augenzeugen die Opfer der Auseinandersetzung, die in die Leichenhalle eines Krankenhauses gebracht wurden.

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Trauer um die Opfer. In Ägypten kommt es immer wieder zu gewalttätigen, mitunter tödlichen Konflikten zwischen Muslimen und Kopten, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung stellen. Die Minderheit leidet seit Jahren in Ägypten unter Diskriminierung. Wie diesmal sind immer wieder Brandstiftungen in Kirchen Auslöser der Gewalt. 

© sueddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/lyb/mcs
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