Blackwater in Afghanistan:Söldner an der Bombe

Im Irak-Krieg erlangte die Sicherheitsfirma Blackwater traurige Berühmtheit. Jetzt werfen Enthüllungen über ein Engagement der Söldner in Afghanistan heikle Fragen für US-Präsident Obama auf.

W. Jaschensky

Drohnen haben in militärischen Einsätzen eine erstaunliche Karriere gemacht. Seit dem Vietnamkrieg werden die unbemannten Luftfahrzeuge mit immer ausgereifterer Technik zur Aufklärung eingesetzt. In modernen Kriegen sind Drohnen längst mit Waffen ausgestattet.

Blackwater, AP

Privatisierung des Krieges: Blackwater-Mitarbeiter bei einem Einsatz in Irak (Archivbild).

(Foto: Foto: AP)

Unbemannte Flieger wie der MQ-1 Predator oder der MQ-9 Reaper können mit lasergesteuerten 500-Pfund-Bomben und Hellfire-Raketen bestückt werden. Vor allem im amerikanischen Anti-Terror-Kampf ist die Drohne so zu der vielleicht wichtigsten Kampfmaschine geworden.

Die Drohnen starten von versteckten Lagern in Pakistan und Afghanistan und können tagelang über den Hindukusch kreisen. Ihr Ziel: Taliban und Al-Qaida-Terroristen ausfindig zu machen - und diese zu töten. Vor wenigen Wochen soll so Pakistans "Staatsfeind Nummer eins", Baitullah Mehsud, durch einen Drohnenangriff getötet worden sein.

Jetzt enthüllt die New York Times, dass die amerikanische Regierung bei dieser zentralen Aufgabe der privaten Sicherheitsfirma Xe Services LLC vertraut. Besser bekannt ist diese unter ihrem früheren Namen: Blackwater. Ihr Einsatz im Irak brachte der Söldner-Firma Milliarden-Aufträge der US-Regierung und machte sie zum Synonym für die Privatisierung des Krieges.

Erst einen Tag zuvor berichtete die New York Times, dass es unter US-Präsident George W. Bush sogar Pläne gab, mit Hilfe von Blackwater-Mitarbeitern gezielte Mordanschläge auf Al-Qaida-Mitglieder zu verüben. Rechtliche und diplomatische Bedenken haben offenbar dagegen gesprochen, dies der CIA zu überlassen.

Der Vorteil der Sicherheitsfirmen: Sie agieren oft in einem praktisch rechtsfreien Raum. So wurden nach Abu Ghraib zwar mehrere Soldaten verurteilt, aber kein Söldner konnte belangt werden. Im Irak sind US-Bürger - egal ob Zivilisten oder Soldaten - vom Zugriff der irakischen Justiz geschützt. Angestellte der privaten Unternehmen können aber auch nicht vor einem Militärgericht landen.

Unangenehme Fragen an das Weiße Haus

Viele Vergehen sind auf diese Weise komplett unter den Tisch gefallen. Erst als Blackwater-Mitarbeiter im September 2007 an einer Straßenkreuzung in Bagdad 17 offenbar unschuldige Iraker getötet haben, sorgte öffentliche Empörung und ein Umdenken in den USA. Inzwischen sind offenbar die meisten Verträge mit Sicherheitsfirmen in Irak gekündigt.

Doch in Afghanistan und Pakistan scheint die Lage anders zu sein. Im Jahr 2002 bekam Blackwater den Zuschlag, das Kabuler Büro der CIA zu bewachen - seither blühen die Geschäfte der US-Firma am Hindukusch.

Heikle Angelegenheit

Doch die Arbeit der Söldner beschränkt sich demnach längst nicht mehr auf den Schutz amerikanischer Einrichtungen. Die Blackwater-Mitarbeiter montieren und laden nach Informationen der New York Times Hellfire-Raketen und Bomben für die Drohnen in Pakistan und einer bislang unbekannten Anlage bei Jalalabad in Afghanistan.

Laut New York Times sind die Blackwater-Mitarbeiter allerdings nicht in die Auswahl der Ziele eingebunden und die Bomben sollen aus dem CIA-Hauptquartier in Langley gezündet werden.

Die Enthüllungen könnten dennoch zu einem Problem für US-Präsident Barack Obama und seine Außenministerin Hilary Clinton werden. Im Wahlkampf hatten beide mehrfach den Einsatz von Sicherheitsfirmen kritisiert. In Kampfeinsätze mit der US-Armee, so die offizielle Position, seien Blackwater und Co. nicht mehr involviert.

Wie heikel die Sache für das Weiße Haus ist, zeigte sich auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Da stellte ein Reporter die naheliegende Frage, warum die Regierung Obama weiterhin mit Blackwater zusammenarbeitet. Obamas sonst so routinierter Sprecher Robert Gibbs unterbricht den Fragesteller, und sagt, dass er sich erst schlau machen müsse. Auf die Nachfrage antwortet Gibbs gereizt: "Ich würde lieber über die Sache reden, wenn ich etwas mehr über den Vertrag wüsste."

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