Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Bischöfe unterstützen Waffenlieferungen

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Es sei grundsätzlich legitim, der Ukraine zu helfen, sich selbst zu verteidigen, sagen die katholischen Bischöfe. Und rufen den russisch-orthodoxen Patriarchen dazu auf, sich vom Krieg zu distanzieren.

Von Annette Zoch, Vierzehnheiligen

Die deutschen katholischen Bischöfe halten Waffenlieferungen an die Ukraine für gerechtfertigt. Auch wenn die Kirchen den Export von Rüstungsgütern stets kritisch begleitet hätten und dies weiter täten, dürfe man nicht von der konkreten Situation absehen, schreiben sie in einer am Donnerstag verabschiedeten gemeinsamen Erklärung. "Rüstungslieferungen an die Ukraine, die dazu dienen, dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahtes Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann, halten wir deshalb für grundsätzlich legitim", zitierte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, aus der Erklärung. Der Ukraine-Krieg war ein Schwerpunkt der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe im fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen.

"In ihrer Lehre und in ihrem Handeln ist die Kirche der Gewaltlosigkeit Jesu verpflichtet", heißt es weiter in der Erklärung der Bischöfe. "Auch in der Stunde der Bedrängnis muss sie deshalb der Versuchung einer schrankenlosen Gewaltanwendung entschlossen widersprechen." Die Ankündigung der Bundesregierung, 100 Milliarden Euro zusätzlich in die Bundeswehr zu investieren, halten sie für "grundsätzlich plausibel", mahnen aber, dass andere deutsche Beiträge zum Frieden in der Welt nicht in den Hintergrund rücken dürften.

"Völlig unannehmbar" nennen die Bischöfe alle Versuche, dem Krieg eine religiöse Legitimation zu geben. "Die Vertreter der Kirchen müssen sich davor hüten, sich von nationalen Loyalitäten so bestimmen zu lassen, dass der Friedenswille Gottes in den Hintergrund gerät." Sie rufen den Moskauer russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. auf, sich vom Krieg zu distanzieren. Erst am Mittwoch wieder hatte Kyrill I. den Angriffskrieg gegen die Ukraine verteidigt und dem Westen "teuflische Lügen" mit dem Ziel der Schwächung Russlands vorgeworfen.

Auf die Frage, warum Papst Franziskus nicht nach Moskau reise, sagte Bätzing: "Der Papst würde, so wie ich ihn kenne, sofort nach Moskau aufbrechen. Seit über 30 Jahren wünschen sich Päpste, nach Moskau zu reisen." Aber dies sei von Seiten der russisch-orthodoxen Kirche nicht gewollt. Ein gutes Zeichen nannte er es aber, dass Franziskus zwei seiner wichtigsten Mitarbeiter, die Kardinäle Krajewski und Czerny, in die Ukraine geschickt habe.

Kritik aus Skandinavien an geplanten Reformen in der Kirche

Ein zweiter Schwerpunkt der Beratungen der Bischöfe waren Kirchenreformen, wie sie derzeit im sogenannten Synodalen Weg zwischen Klerikern und Laien diskutiert werden. Eine erste Forderung des Synodalen Wegs soll, so Bätzing, noch in diesem Jahr umgesetzt werden: Die Grundordnung für das kirchliche Arbeitsrecht soll reformiert werden, sodass zum Beispiel die sexuelle Orientierung eines kirchlichen Angestellten kein Kündigungsgrund mehr ist. Es gehe darum, eine "neue Hermeneutik in die Grundordnung einzuführen", sagte Bätzing. Statt den Blick auf die individuelle Lebensweise eines Angestellten zu lenken, müsse es darum gehen, ob diese bereit seien, das katholische Profil der Einrichtung mitzutragen. "Früher galt das Trio: katholischer Träger, katholische Mitarbeiter, katholische Klienten. Das kann nicht mehr unser Hauptanliegen sein", sagte Bätzing.

Gleichzeitig müsse der Prozess aber sorgfältig ablaufen - beim nächsten Ständigen Rat im Juni, dem Arbeitstreffen der Bischöfe, könnte eine neue Grundordnung in erster Lesung diskutiert werden. "Ich kann nicht versprechen, dass wir dann schon fertig sind, aber ich denke, dass Veränderungen noch in diesem Jahr möglich sind", erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Am Mittwoch hatten Aktivisten der Aktion "Out in Church", die ein Ende der Diskriminierung von queeren Personen in der Kirche fordert, sechs Kisten mit mehr als 117 000 Unterschriften an Bätzing überreicht.

In Rom indes blickt man skeptisch auf die deutschen Reformen und besonders auf den Synodalen Weg - aber nicht nur dort: Am Mittwochabend schickten die katholischen Bischöfe der skandinavischen Länder einen offenen Brief an die deutschen Mitbrüder. Sie seien besorgt über "die Richtung, die Methodik und den Inhalt" der Reformdebatte, schreiben die nordischen Bischöfe. Es müsse vor jenen Themen haltgemacht werden, "die unveränderliche Teile der Lehre der Kirche beinhalten". Dies gelte auch bei Fragen zur Lebensform der Priester, zur Stellung der Frau und zur Sexualität. Wahre kirchliche Reformen bestünden darin, "die auf göttliche Offenbarung und authentische Tradition fundierte katholische Lehre zu verteidigen". Es gehe nicht darum, "dem Zeitgeist nachzugehen".

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