Birmas Machthaber:Diktator mit Hang zu Prunk und Protz

Der Mann an Birmas Spitze ist ungebildet, weltfremd, abergläubisch und isoliert. Und er lässt um sich einen könglichen Personenkult veranstalten.

Stefan Klein

Wie ein König: Er baut Pagoden, er leistet sich eine neue Hauptstadt, er lässt Untergebene auf dem Boden vor sich hocken, er richtet seiner Tochter eine Prunk-und-Protz-Hochzeit aus.

Birmas Machthaber: Birmas Machthaber General Tan Shwe: Weltfremdes Regime.

Birmas Machthaber General Tan Shwe: Weltfremdes Regime.

(Foto: Foto: dpa)

In der Familie redet man sich mit königlichen Titeln an, und seine Frau lässt sich von Angestellten sogar als "Königin von Birma" bezeichnen. Das Fernsehen und die Staatszeitung treiben den Personenkult um General Than Shwe in immer höhere Höhen, und manchmal zeigen sie ihn, wie er von Mönchen gesegnet wird.

Von Mönchen gesegnet? Nun ja, das war in besseren Tagen, als sich der 74- jährige Diktator noch auf den buddhistischen Klerus verlassen und sich vermutlich nicht vorstellen konnte, dass dieser einmal zur Speerspitze eines Aufstands gegen ihn werden würde. Nun hat er ihn am Hals, den Aufstand, und Than Shwe muss entscheiden, ob er ihn blutig ersticken lässt, oder ob er wider Erwarten doch den Weg frei macht zu einem demokratischen Neuanfang, der seit langem überfällig ist.

Seit 1962 herrschen in Birma die Militärs, und mit ihnen nach oben gekommen ist auch Than Shwe. In einer klassischen Offizierskarriere stieg er immer weiter auf, und als 1988 Massenproteste von der Armee mit Gewalt unterdrückt wurden, da war er schon stellvertretender Heereskommandeur.

Vier Jahre später wurde er Junta-Chef und führte sich mit einigen Reformen und Lockerungen ein. So hob er vorübergehend den Hausarrest auf, in dem sich Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi seit Jahren befindet.

Die Verbesserungen schlugen jedoch schnell um in eine neue Welle der Repression. Birma unter Than Shwe ist ein verarmter Unrechtsstaat, der berüchtigt ist für Folter, Zwangsarbeit, Hinrichtungen, politische Haft, Drogenhandel, Geldwäsche und Unterdrückung ethnischer Minderheiten. Der Mann an der Spitze ist ungebildet, weltfremd, abergläubisch und isoliert. Engen Kontakt hält er nur zum Nachbarn China, das die Rolle einer Schutzmacht spielt und Birma mit Krediten und Waffen hilft.

Ob Than Shwe so stark ist, wie er erscheinen möchte, ist nicht sicher. Es gibt Machtkämpfe in der Junta, deren Mitglieder sich gegenseitig misstrauen. Vor drei Jahren stellte Than Shwe den Chef des militärischen Geheimdienstes kalt - angeblich, weil der in seinem Bemühen, ein politisches Arrangement mit Aung San Suu Kyi zu finden, zu weit gegangen war. Aber es rumort noch immer in der Generals-Clique, und vielleicht sind es ja schon Diadochenkämpfe, denn um Than Shwes Gesundheit steht es nicht gut.

Er ist Diabetiker, leidet unter hohem Blutdruck und Herzproblemen, und Anfang des Jahres war dann auch noch von Darmkrebs die Rede. Letzteres scheint sich bei medizinischen Tests in Singapur nicht bestätigt zu haben, aber allein die Tatsache, dass Than Shwe dort zwei Wochen im Krankenhaus blieb, hat allerlei Gerüchten Auftrieb gegeben.

Es sind ohnehin dauernd Gerüchte, die das entrückte Regime des Generals umwabern - auch jetzt, da sich alle Spekulationen um die Frage drehen, wie es weitergeht auf den Straßen von Rangun. Das neueste Gerücht: Militäreinheiten seien in die Hauptstadt verlegt worden.

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