Süddeutsche Zeitung

Birma verstärkt Militärpräsenz:"Chancen der Demonstranten gleich Null"

Mit einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften gelingt es der Militärjunta in Birma zunehmend, Aufstände im Keim zu ersticken. Mönche, die die Proteste angeführt hatten, sind bereits seit Tagen nicht mehr auf den Straßen zu sehen.

Mit dem zusätzlichen Einsatz tausender Polizisten und Soldaten hat die birmanische Militärregierung am Sonntag in den größten Städten des Landes ihre Strategie fortgesetzt, weitere Proteste im Keim zu ersticken. Das Kalkül mit der massiven Präsenz der Sicherheitskräfte ging offensichtlich auf: In den Straßen Ranguns herrschte eine unheimliche Stille. Über Nacht wurden Dutzende Personen verhaftet.

Aus asiatischen diplomatischen Kreisen in Rangun hieß es, in der größten birmanischen Stadt seien rund 20.000 Soldaten und Polizisten im Einsatz. "Die Sicherheitskräfte demonstrieren ihre Stärke", sagte der Diplomat. "Ich denke, die Chance der Demonstranten, auf die Straße zu gehen und genügend Leute zu mobilisieren, um die Junta zu stürzen, ist null."

Personen, die verdächtigt würden, in der vergangenen Woche Demonstrationen organisiert zu haben, würden verhaftet. Die Zahl der Verhaftungen schätzte der Diplomat auf bis zu 1.000. Da das Hauptgefängnis überfüllt sei, würden Verhaftete nun in Universitätsgebäuden und anderen Bildungseinrichtungen festgehalten.

Unterdessen traf der UN-Sondergesandte Ibrahim Gambari ist im Rahmen seiner Vermittlungsbemühungen in Birma mit der seit Jahren unter Hausarrest stehende Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zusammen. Das verlautete am Sonntag aus diplomatischen Kreisen. Das Treffen habe in einem für Gambari bereitgestellten staatlichen Gästehaus nahe des Hauses der Oppositionsführerin stattgefunden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung.

Gambari war am Samstag in Rangun eingetroffen, aber vom Flughafen zunächst direkt weiter in die 300 Kilometer nördlich gelegene Dschungelstadt Naypyidaw geflogen, die von der Junta zum neuen Regierungssitz erklärt worden war. Dort soll sich der UN- Sondergesandte mit führenden Vertretern der Militärjunta getroffen haben, bevor er am Sonntag nach Rangun zurückflog.

Der Sender Democratic Voice of Burma, der von der norwegischen Hauptstadt Oslo aus ausgestahlt wird, berichtete, dass am Samstag wie am Vortag keine Mönche auf den Straßen zu sehen gewesen seien. Diese seien nach ihrer anfänglich führenden Rolle bei den Demonstrationen entweder interniert oder in ihren Klöstern eingeschlossen.

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