Erst lässt die Junta in Birma die Menschen wählen, nun ist die berühmteste Dissidentin des Landes frei. Aung San Suu Kyi durfte nach sieben Jahren im Hausarrest wieder mit dem Volk sprechen. Das hat die Friedensnobelpreisträgerin ausgiebig getan. Trotz dieser dicht aufeinanderfolgenden historischen Ereignisse: Birma ist und bleibt ein repressiver Staat.
Aung San Suu Kyi mit einem Blumenstrauß, den ihr Sympathisanten bei ihrer ersten Rede vor der Parteizentrale der aufgelösten Oppositionspartei überreicht haben.
(Foto: REUTERS)Die Menschen leiden unter der Regierung und den Sanktionen - und an beidem wird sich zunächst wohl wenig ändern. Die Generäle haben vorgesorgt, um eine Schmach wie vor 20 Jahren zu vermeiden, als Suu Kyis Partei bei den letzten Wahlen mühelos siegte. Dieses Mal ließ das Militär die Abstimmung massiv beeinflussen. Außerdem gelang es der Junta, die Opposition allein mit dem Wahlangebot zu spalten. All das macht Suu Kyis Aufgabe nun noch schwerer.
Als Gefangene forderte die Friedensnobelpreisträgerin noch einen Boykott der Abstimmung. Als Aktivistin, die nun an vorderster Front für die Menschenrechte in ihrem Land kämpfen will, muss sie nun aber auch mit den Regimegegnern zusammenarbeiten, die sich ihrem Boykottaufruf widersetzt haben. Während der langen Haft Suu Kyis ist eine neue, pragmatischere Generation von Aktivisten herangewachsen, die Birma innerhalb und nicht gegen das bestehende System verändern will.
Suu Kyi scheint dies trotz der Isolation, in der sie die vergangenen Jahre verbringen musste, verstanden zu haben. Sie sucht den Dialog - in alle Richtungen. Das ist ein kluger Schachzug. Der Spielraum für Birmas Oppositionelle ist nach wie vor viel zu klein, als dass sie sich gegenseitig das Leben schwer machen könnten. Für den Wandel in Birma braucht es Geduld.