Bilfinger-Berger-Chef:Roland Koch warnt vor Ende des Euro

Drastische Worte von einem, der Politik und Wirtschaft bestens kennt: Roland Koch vergleicht ein mögliches Auseinanderbrechen des Euro mit der Stunde null 1945. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" wirbt der frühere hessische Ministerpräsident und Chef des Baukonzerns Bilfinger für die soziale Marktwirtschaft - und gibt Deutschland eine Mitschuld an der Schuldenkrise.

Mit einem eindringlichen Appell warnt Roland Koch, Vorstandsvorsitzender des Dienstleistungs- und Baukonzerns Bilfinger-Berger, vor einem Scheitern der gemeinsamen Währung: Werde der Euro zerstört, würde das Zusammenwachsen Europas auf null gestellt: "Null ist aber nicht 1990. Null ist 1945", sagte Koch der Süddeutschen Zeitung.

Niemand solle deswegen ein Scheitern oder auch nur einen Austritt Griechenlands anstreben. "Der europäische Kontinent muss als Ganzes seinen Weg finden in einer Welt, in der er im Vergleich zu China, Indien oder Südamerika mit seinem Anteil an Bevölkerung und Weltwirtschaft immer kleiner wird."

Koch, der bis zum Jahr 2010 Ministerpräsident in Hessen und stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender war, sieht dabei weiterhin genügend Spielräume für die Regierungen. "In allen wesentlichen Fragen entscheidet die Politik." Er bedauere zutiefst, dass es in diesen Krisenzeiten "schick" sei, der Politik die Handlungshoheit abzusprechen. Dabei sei es die Politik gewesen, die etwa in Deutschland die Rahmenbedingungen für eine starke Industrie geschaffen habe. "Der Erfolg Deutschlands ist nicht vom Himmel gefallen." Entschieden dazu beigetragen habe auch der Einsatz der Politiker für die soziale Marktwirtschaft. Sie verbinde Gewinnstreben und soziale Verantwortung zu einer "erfolgreichen und menschlichen" Wirtschaftsordnung. "Wir können jeden Tag dankbar sein, dass Männer wie Ludwig Erhard und Walter Eucken bei uns die Grundlagen dafür gelegt haben", sagte Koch. Er empfiehlt die soziale Marktwirtschaft auch als Exportmodell.

Allerdings sieht der Manager - sein Konzern strebt mit 60.000 Mitarbeitern in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als acht Milliarden Euro an - auch eine Mitverantwortung der Politik an der Finanzkrise: "Natürlich hat die Bundesrepublik Deutschland andere Staaten zum Schuldenmachen motiviert, indem sie als Erste den Vertrag zur Währungsunion gebrochen hat", kritisierte Koch. Denn jeder habe sich ausrechnen können: Wenn Deutschland nicht bestraft wird, wird keiner bestraft. "Natürlich hat eine Bundesrepublik das Vertrauen darin erweckt, dass Staatsanleihen immer sicher sind, indem sie entschieden hat, dass Staatsanleihen nicht mit Kapital unterlegt werden müssen bei der Bank - im Gegensatz zu jedem anderen Kredit."

Das vollständige Interview mit Roland Koch lesen Sie in der Freitagausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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