Ein aktueller OECD-Bericht enthält für Deutschlands Schulen gute Nachrichten: Die Schere zwischen Kindern aus Akademiker- und Arbeiterfamilien hat sich ein wenig geschlossen. Das ändert aber nichts daran, dass schulischer Erfolg weiter stark von der sozialen Herkunft abhängt.
Reflexhaft folgt der Ruf nach mehr Geld für die Schulen. Dieser Reflex ist richtig und falsch zugleich. Richtig, weil Investitionen besonders Bildungsverlierern zugute kämen, und falsch, weil er das zentrale Problem verkennt. Solange Schule in weiten Teilen Deutschlands eine Halbtagesveranstaltung bleibt, werden die Leistungsunterschiede zwischen Kindern aus verschiedenen sozialen Schichten kaum geringer werden. Während die einen bei den Hausaufgaben Hilfe von den Eltern bekommen oder vom Nachhilfelehrer, sind die anderen auf sich gestellt. Weil die Eltern nicht genug Geld, Wissen, Zeit, Interesse oder Sprachkenntnisse haben.
Ein rascherer Ausbau der Plätze im Ganztagsschulbetrieb könnte für Gerechtigkeit sorgen. Und zwar dann, wenn die Nachmittage nicht zur Verwahrung der Schüler unter Aufsicht dienen, sondern für individuelle Förderung genutzt werden. So würden alle Kinder von Pädagogen unterstützt. Herkunft spielte beim Schulabschluss irgendwann kaum noch eine Rolle.