Bildstrecke:Vergöttert, gefürchtet, belächelt: SPD-Vorsitzende seit 1946

Kurt Beck im Umfragetief: Selbst die eigenen Anhänger sehen Angela Merkel lieber im Kanzleramt als den Pfälzer. Die Achterbahnfahrt in der öffentlichen Meinung hat für die SPD-Vorsitzenden schon seit 60 Jahren Tradition. In Bildern

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SPD-Chef Kurt Beck im Umfragetief: Einer Forsa-Umfrage für Stern und RTL zufolge würde er bei einer Kanzler-Direktwahl gegen Amtsinhaberin Angela Merkel nur 16 Prozent erhalten. Selbst von den SPD-Wählern wünschen sich nur 30 Prozent den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten als Kanzler, 40 Prozent ziehen Merkel vor.

Doch auch bei manchen seiner Vorgänger fuhren die Beliebtheitswerte Achterbahn. So...

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Kurt Schumacher

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...vergötterten die SPD-Anhänger ihren ersten Nachkriegsvorsitzenden Kurt Schumacher (1946-52). Der Parteienforscher Peter Lösche bezeichnete ihn als "wahren Volkstribun, mitreißenden Redner, Führer, an den glaubte, wer zur SPD gehörte". Außerhalb der Partei verprellte er jedoch die kriegsmüden Wähler mit Sätzen wie "Es ist an der Zeit, dem deutschen Volke klar zu machen, dass es jetzt die unabwendbaren Folgen dessen erlebt, was es in großen Teilen selbst verschuldet hat."

Bei der ersten Bundestagswahl 1949 kam die SPD lediglich auf 29,2 Prozent der Stimmen - als die von Schumacher verdammte Wirtschaftspolitik Ludwig Erhards zu greifen begann, konnte die Union ihren Vorsprung auf Jahre hinweg ausbauen. Daran änderte...

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Erich Ollenhauer

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...auch Erich Ollenhauer (1952-1963) nichts, der nach Schumachers Tod den Vorsitz übernahm. Unter ihm wandelte sich die SPD von der Arbeiter- zur Volkspartei. Teilweise wurde allerdings um den Vorsitzenden herum reformiert. Er selbst war bei Parteimitgliedern äußerst beliebt, konnte aber als "gottgewollter Parlamentarier" (FAZ) nie die Massen begeistern und scheiterte zwei Mal als Kanzlerkandidat.

Auf die Frage des Instituts für Demoskopie Allensbach, welche Politiker die Deutschen für besonders fähig hielten, nannten im Jahr 1961 nur 18 Prozent Ollenhauer. Die CDU-Politiker Erhard und Adenauer erhielten 57 bzw. 52 Prozent.

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Willy Brandt

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Willy Brandt prägte wie kein anderer Nachkriegsvorsitzender die Partei (1964-1987). Doch nicht nur die Partei fühlte sich von Brandt an den charismatischen US-Präsidenten John F. Kennedy erinnert: Als Bürgermeister von Berlin bekannt, profitierte er später vom Außenministerbonus und wurde der erste sozialdemokratische Kanzler der Bundesrepublik.

Kurz nach seiner Wiederwahl erklärten im Februar 1973 rund 72 Prozent aller Bundesbürger gegenüber dem Allensbach-Institut, eine gute Meinung von Willy Brandt zu haben. Während der Rezession und der Krise der SPD im Jahr 1979 hingegen sagten dies nur noch 38 Prozent.

Mit der Wiedervereinigung stieg das Ansehen des Alt-Vorsitzenden wieder an: So erklärten 1990 sogar rund zwei Drittel aller Unions-Anhänger, die Brandt einmal persönlich gesehen hatten, von ihm einen guten Eindruck zu haben. 1992 gaben rund 80 Prozent der Unions-Anhänger an, Brandt für den "ganz großen Männern" des Jahrhunderts zu halten. Selbst bei den Sozialdemokraten schaffte er es nur auf 90 Prozent.

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Hans-Jochen Vogel

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Hans-Jochen Vogel (1987-91 Vorsitzender) war als Münchner Bürgermeister beliebt - auf Bundesebene schaffte es der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat jedoch nie in die Herzen der Wähler.

Die SPD-Anhänger schätzten ihn, weil er zwischen den Parteiflügeln vermittelte und für Integrität und Ausgleich stand. Dem charismatischen Willy Brandt ähnlicher...

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Björn Engholm

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...war Björn Engholm (1991-93). Die große Hoffnung der SPD wurde auch außerhalb der Partei wahrgenommen: So erklärten 1991 in einer Allensbach-Umfrage über die Hälfte der Befragten, eine gute Meinung von Engholm zu haben.

Als der Kieler Politiker 1993 im Zusammenhang mit einer Falschaussage vor dem Barschel-Untersuchungsausschuss von allen Ämtern zurücktreten musste, verloren die SPD-Anhänger einen ihrer größten Hoffnungsträger. Auf ihn folgte...

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Lafontaine und Scharping

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...Rudolf Scharping (rechts, Parteivorsitzender 1993-95). Der Pfälzer hatte innerparteilich immer zu kämpfen: Bei der linken Basis war meist Oskar Lafontaine (Mitte) beliebter. 1994 trat Scharping als Herausforderer gegen Bundeskanzler Helmut Kohl an - und sank in der Wählergunst rapide, nachdem er unter anderem die Begriffe brutto und netto verwechselte.

Dass er es nie schaffte, der SPD seinen Stempel aufzudrücken, spiegelt auch eine Allensbach-Umfrage kurz vor der Wahl 1994 wieder: Während 62 Prozent aller Befragten glaubten, Helmut Kohl habe großen Einfluss auf den Kurs seiner Partei, sagten dies von Scharping nur 25 Prozent. Immerhin: In der Frage, ob die Kandidaten intelligent seien, lag Scharping (51 Prozent) vor Kohl (45 Prozent).

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Lafontaine

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Der Liebling der SPD-Massen: Oskar Lafontaine, von vielen als Brandts Erbe gesehen, stürzte Scharping 1995 auf dem Bundesparteitag in Mannheim vom Parteithron und leitete damit den Machtwechsel in Bonn ein.

Dass nicht er, sondern Gerhard Schröder Kanzlerkandidat wurde, lag auch an Lafontaines Unbeliebtheit außerhalb des eigenen Lagers. Im Dezember 1996 gaben in einer Allensbach-Umfrage 38 Prozent der Deutschen an, keine gute Meinung von Lafontaine zu haben. Beim späteren Bundeskanzler Schröder sagten dies nur 25 Prozent.

(Foto: ddp)

Schröder

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Nach Lafontaines Abgang als Finanzminister und Parteivorsitzender musste Kanzler Schröder selber ran (1999- 2004). Auf diesem Bild freut sich Gerhard Schröder noch über seine Wahl, doch eine Liebesbeziehung war sein Verhältnis zu den Genossen nie.

Bereits im Jahr 1999 erklärten in einer Umfrage 41 Prozent der SPD-Anhänger, Schröders Politik sei "kein typischer Sozialdemokrat". Die Agenda 2010 verstärkte dieses Bild noch. Die Abgabe des Amtes an...

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Müntefering

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...Franz Müntefering (2004-2005) war der Versuch, die SPD zu einen: Der Sauerländer verkörperte gegenüber der Basis Bodenständigkeit, verbreitete aber auch Optimismus ("Opposition ist Mist"). Diese Nähe half ihm dabei, die ermüdete Partei für den Bundestagswahlkampf 2005 zu mobilisieren.

Als er vom Parteivorsitz zurücktrat, ließ er sich dennoch zum Vizekanzler wählen - eine Inkonsequenz, die ihm viele Genossen nicht verziehen.

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Platzeck

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Matthias Platzeck (2005-2006): Becks Vorgänger galt als Symbol für die Verjüngung der SPD - doch bevor die Partei wirklich mit ihm warm werden konnte, trat Platzeck aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Sein Erbe hat nun Kurt Beck: Mancher Genosse fragt sich, ob Platzeck sich geschickter gegen die Kanzlerin in Szene gesetzt hätte.

(Foto:AP)

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