Tony Blair (li.) hat in Brüssel seinen letzten Auftritt auf der EU-Bühne als britischer Premierminister, bevor sein designierter Nachfolger Gordon Brown das Ruder in 10, Downing Street übernimmt.
Offiziell liegen beide Labour-Politiker auf einer Linie, tatsächlich ist dem nicht so: Das Brown-Lager befürchtet, Blair könnte beim Gipfel britische Interessen vernachlässigen, zumal er in den Gedankenspielen von Frankreichs Staatschef Sarkozy als erster EU-Präsident in Frage kommt.
Es oblag Außenministerin Margaret Beckett, Londons "rote Linien" für den Gipfel zu verkünden: die Grundrechtecharta dürfe nicht in den Vertrag, die EU keinen eigenen Rechtsstatus erhalten, EU-Recht nicht britisches Recht und britische Gerichte ersetzen. Außerdem soll das Vereinigte Königreich künftig nicht gezwungen werden können, Steuer- und Arbeitsrecht aufgrund von EU-Mehrheitsentscheidungen zu verändern.
Außerdem will London die Rolle des künftigen europäischen Außenministers noch weiter beschneiden. Stieß sich die Regierung Blair bislang nur am Titel, verlangt sie nun eine deutliche Herabstufung seiner Vollmachten.
Optimisten hoffen, dass die harte Linie nur ein Manöver ist, um in anderen Punkten Zugeständnisse zu erzielen. Streng genommen gibt es vermutlich nur eine "rote Linie" für London: Es darf kein Referendum über den Verfassungsvertrag notwendig werden - schließlich gilt es als sicher, dass die europaskeptischen Briten alles ablehnen würden.
Egal, was Blair in Brüssel entscheidet, sein Nachfolger wird es ausbaden müssen. Zwar würde sich der scheidende Premier gerne mit einem Erfolg verabschieden - "aber nicht um jeden Preis", wie Gordon Brown unüberhörbar feststellte.
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