Bilder aus dem Gerichtssaal:Der General und sein Richter

Viele Jahre lang fehlte von ihm jede Spur, nun musste sich Ratko Mladic, der bis zu seiner Verhaftung meistgesuchte Kriegsverbrecher Europas, erstmals den Augen der Öffentlichkeit stellen.

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Ratko Mladic

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Die jüngste Anhörung im UN-Kriegsverbrechertribunal gegen Ratko Mladic dauert nicht lang: Kurz nach Beginn der zweiten Sitzung wird der wegen Völkermordes Angeklagte des Saales verwiesen. Der 69-Jährige weigerte sich, ein Plädoyer abzugeben und störte das Verlesen der Anklage. "Nein, nein, ich höre nicht zu!", rief Mladic als der Richter die Punkte der Anklage vortragen wollte. Sicherheitsbeamte führten den aggressiven Mladic aus dem Saal.

A demonstration against the war crime suspect former Bosnian Serb

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Während der Anhörung am Montag demonstrieren Menschen vor dem Gericht gegen den "Schlächter vom Balkan". Nach einer kurzen Unterbrechung nahm der niederländische Richter Alphons Orie die Anhörung ohne den Angeklagten wieder auf und plädierte im Namen Mladics auf nicht schuldig, wie es dem normalen Verfahren entspricht, wenn ein Angeklagter sich zu den erhobenen Vorwürfen nicht äußert.

Ratko Mladic makes first appearance before UN judge

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Schwer bewacht bachte eine eine Polizei-Eskorte Ratko Mladic, den 16 Jahre lang meistgesuchten Kriegsverbrecher Europas, am 3. Juni erstmals von seinem Gefängnis in Scheveningen in das sechs Kilometer entfernte Den Haag. Hier sollte dem früheren Militärführer der bosnischen Serben die Anklage verlesen werden.

Ratko Mladic trial

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Drei Tage nach seiner Überstellung aus Serbien saß Mladic dann erstmals vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien.

Former Bosnian Serb Military Leader Ratko Mladic Appears At The Hague Accused Of War Crimes

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Der Angeklagte trug einen grauen Anzug mit schwarz-weiß-gemusterter Krawatte, salutierte und sagte: "Ich bin General Ratko Mladic". Dann bestätigte er die Angaben zu seiner Person. Er sei 1943 im Dorf Bozanovici in der Gemeinde Kalinovik im Südosten (des heutigen) Bosnien-Herzegowinas geboren.

Ratko Mladic trial

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Als Pflichtverteidiger für Mladic wurde Anwalt Aleksandar Aleksic (Foto) vorgestellt. Richter Alphons Orie leitet das Verfahren gegen Mladic. Das sei der einstimmige Beschluss des dreiköpfigen Richtergremiums gewesen, dem noch der Deutsche Christoph Flügge und der Südafrikaner Bakone Moloto angehören.

Former Bosnian Serb Military Leader Ratko Mladic Appears At The Hague Accused Of War Crimes

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Der Richter erkundigte sich, ob Mladic die Anklage gelesen habe. Der bestätigte zwar, die Anklage erhalten, erklärte aber, sie nicht gelesen zu haben. Er wollte auch nicht, dass ihm die Anklage vorgelesen wird. "Ich bin ein schwerkranker Mann", verteidigte sich Mladic mit belegter Stimme.

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Da das Gericht auf diesen Wunsch nicht eingehen wollte, verfolgte Mladic die Verlesung der elf Anklagepunkte ohne jede Regung. Richter Orie nannte einzelne Verbrechen wie "Vertreibung und Mord", beschrieb von serbischen Verbänden angelegte Massengräber, Deportationen und Zwangslager. Mladic werde sich für "Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den Verstoß gegen die Gesetze und Regeln der Kriegsführung" verantworten müssen.

Bosnia Srebrenica

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Vor allem wird Mladic eine Beteiligung an dem Massaker von Srebrenica zur Last gelegt. In der bosniakisch-muslimischen Enklave wurden im Juli 1995 beim schlimmsten Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg etwa 8000 muslimische Männer und Jungen getötet. Das Bild zeigt Frauen, die zwischen den Särgen ihrer in Srebrenica ermordeten Angehörigen trauern.

Ratko Mladic

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Auch die jahrelange Belagerung von Sarajewo und die vielen Toten in der bosnischen Hauptstadt werden Mladic angelastet, ebenso wie "ethnische Säuberungen" und die Gräuel in Internierungslagern. Seit 1995 war Mladic auf der Flucht.

Ratko Mladic

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Nach 16 Jahren auf der Flucht war Mladic in der vergangenen Woche in der Vojvodina im Norden Serbiens gefasst worden. Der in seiner Heimat oft noch als Volksheld verehrte Ex-General hatte hinter einer falschen Identität als Milorad Komadic Schutz bei Verwandten in einem unscheinbaren bäuerlichen Anwesen in der Provinz gefunden. Dort war er ohne große Zwischenfälle festgenommen worden.

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"Ich muss das gut durchlesen", sagte Mladic nach Verlesung der Anklage. Es handele sich um "monströse Worte, von denen ich noch nie gehört habe". Er benötige mehr als die eigentlich vorgesehenen 30 Tage zur Vorbereitung seiner Verteidigung. Der Prozessauftakt wurde zuvor auf den 4. Juli um 10 Uhr festgesetzt.

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Vor dem Gerichtsgebäude verfolgten Journalisten die Verlesung der Anklage. Die Anhörung wird von einem großen Medieninteresse begleitet. Bereits am Tag davor bezogen Journalisten aus aller Welt Stellung vor dem Gericht. Um zudem einen Andrang von Besuchern zu bewältigen, mietete das Gericht einen Raum in einem benachbarten Kongresszentrum und stellte dort Videoleinwände für eine Übertragung der Anhörung auf. Das Verfahren gegen Mladic wird vermutlich einer der aufseheneregendsten Prozesse der internationalen Strafjustiz werden.

© sueddeutsche.de/Reuters/afp/dpa/dapd
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