(SZ) Wie es aussieht, trinken die Deutschen in letzter Zeit immer mehr alkoholfreies Bier. Das alkoholfreie Bier ist eine Paradoxie und steht damit in enger Verwandtschaft zum mittelscharfen Senf. Wer alkoholfreies Bier trinkt, muss entweder noch fahren oder er hat in der Vergangenheit so viel nicht alkoholfreies Bier getrunken, dass er sich jetzt gewissermaßen mit der geschmacklichen Silhouette des Biers arrangieren muss. Alkoholfreies Bier vermag allenfalls die Erinnerung an richtiges Bier zu wecken, aber die Erinnerung ist ja das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Dieser Satz stammt von dem fränkischen Erzähler Jean Paul, der regelmäßig Gast in der "Rollwenzelei" war, so hieß die Gaststätte der Eheleute Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzel in Bayreuth. Jean Paul hat, womöglich auch in Folge seiner (er nannte es so) Experimente mit dem Getränk Bier, die schönsten Neologismen der deutschen Sprache ersonnen: das Gänsefüßchen, den Angsthasen und den Weltschmerz. Jean Paul hat auch Beobachtungen an sich selbst gemacht, die sich heute, entschieden anders formuliert, in Apothekerzeitschriften und digitalen Austauschforen wiederfinden könnten: "Trinke ich Kaffee vor Bier, so muss ich oft pissen."
Glosse:Das Streiflicht
Die Deutschen trinken immer weniger Bier. Das ist einerseits gut und gesund. Aber am Wochenende ist zwischen Linstow und Malchow etwas geschehen, das den Blick auf die Abstinenz verändern könnte.
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