Internationale Beziehungen:Biden und Xi telefonieren miteinander

Biden, Xi hold first phone call in seven months: W.House

Erstmals seit sieben Monaten haben Chinas Staatschef Xi Jinping (links) und US-Präsident Joe Biden direkt miteinander gesprochen.

(Foto: NICOLAS ASFOURI/AFP)

Im ersten Gespräch seit sieben Monaten warnten sowohl der US-Präsident als auch Chinas Staatschef davor, dass die Spannungen zwischen den beiden Ländern in einer Konfrontation enden könnten.

Zum ersten Mal seit sieben Monaten hat eine direkte Kommunikation zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping stattgefunden. In einem 90-minütigen Telefonat warnten beide Staatschefs davor, dass die Spannungen zwischen den beiden Ländern in einer Konfrontation enden könnten. Das Telefonat sei auf Betreiben Bidens zustande gekommen.

"Die zwei Staatsführer diskutierten über die Verantwortung beider Länder dafür, dass der Wettbewerb nicht in einen Konflikt umschlägt", teilte das Weiße Haus am Freitag anschließend mit. Eine "Konfrontation zwischen China und den USA wäre eine Katastrophe für beide Länder und die Welt", sagte auch Xi Jinping nach Angaben chinesischer Staatsmedien. Wie das Weiße Haus weiter berichtete, hätten beide Präsidenten "über Bereiche diskutiert, wo unsere Interessen aufeinandertreffen, und über Bereiche, wo unsere Interessen, Werte und Perspektiven auseinandergehen".

Biden und Xi seien übereingekommen, "beide Problemkataloge offen und direkt anzugehen". Der US-Präsident habe klargemacht, dass die USA bemüht seien, "verantwortlich mit dem Wettbewerb zwischen den USA und der Volksrepublik China umzugehen". Biden habe das Interesse der USA an Frieden, Stabilität und Wohlstand im indopazifischen Raum und dem Rest der Welt unterstrichen. Während die USA versuchen Aspekte wie den Klimawandel separat von kontroverseren Themen wie den Handelsbeziehungen oder den Umgang mit Menschenrechten und der Demokratiebewegung in Hongkong zu betrachten, möchte Peking die Themen miteinander vereinen.

Es war erst das zweite Telefongespräch der beiden Präsidenten seit dem Amtsantritt von Biden im Januar. Seit der Zeit seines Vorgängers Donald Trump liefern sich die beiden größten Volkswirtschaften einen Handelskrieg mit gegenseitigen Strafzöllen. Außerdem gibt es Differenzen über die Kritik der USA an einer mangelnden Achtung von Menschenrechten in China, am Umgang mit der demokratischen Opposition in Hongkong und den muslimischen Uiguren in Xinjiang. Streit gibt es auch über Chinas Territorialansprüche im Südchinesischen Meer und dessen Drohungen gegenüber dem demokratischen Inselstaat Taiwan.

Bidens Ziel sei es gewesen, herauszufinden, ob sich im persönlichen Gespräch die Beziehungen der beiden Länder verbessern ließen, wie es von US-Seite hieß. Der Ton zwischen den beiden Staatschefs sei vertraut und offen gewesen. Biden habe die Möglichkeit genutzt, um die Intentionen hinter der US-Außenpolitik zu erklären, die von Peking als Mittel zur Unterdrückung Chinas missverstanden würden. Das Weiße Haus überprüfe noch immer die generelle Ausrichtung der China-Politik, sowie die Zölle und die Handelspolitik, die unter der Vorgängerregierung von Präsident Trump eingesetzt wurde.

Eine Chance für ein persönliches Treffen könnte der G-20-Gipfel in Rom sein

Xi Jinping gab den USA die Schuld dafür, dass das Verhältnis auf den tiefsten Stand seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979 gefallen ist. Die China-Politik, die die USA seit einiger Zeit verfolgten, habe "ernste Schwierigkeiten für die Beziehungen verursacht". Ob China und die USA gut mit ihrem Verhältnis umgingen, sei wichtig für die Zukunft der Welt. "Es ist die Frage des Jahrhunderts, die beide Länder beantworten müssen", sagte Xi Jinping. Die internationale Gemeinschaft stehe vor großen Problemen. China und die USA sollten "das große Bild sehen" und nach vorne blicken, um ihre Beziehungen wieder auf den rechten Weg zu bringen, sagte Chinas Präsident. Auf der Basis des Respekts und des angemessenen Umgangs mit Differenzen könne der Dialog fortgesetzt und die Kooperation im Klimaschutz, der Pandemiebekämpfung, der wirtschaftlichen Erholung und bei regionalen und internationalen Themen vorangebracht werden.

Die Beziehungen zwischen China und den USA seien die wichtigsten in der Welt, sagte Xi Jinping nach Angaben der Staatsmedien. Eine Chance für die beiden Präsidenten, sich auch persönlich zu treffen, bietet der Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G 20) am 30. und 31. Oktober unter italienischer Präsidentschaft in Rom. Allerdings hat Peking noch nicht angekündigt, ob Xi auch unter Pandemiebedingungen nach Italien reisen oder aus Sicherheitsgründen den Beratungen lieber nur über Video beiwohnen wird. Aus Angst vor einer Einschleppung des Virus und wegen einer strengen Null-Covid-Politik sind seit mehr als einem Jahr auch schon keine Staatsgäste mehr in Peking empfangen worden.

Auch wie es mit der direkten Kommunikation zwischen den beiden Staatschefs weitergehen soll, herrschte keine Einigkeit. Aus Peking hieß es, dass sich beide Seiten darauf geeinigt hätten, dass eine regelmäßige Kommunikation auf höchster Ebene wichtig für die bilateralen Beziehungen sei. Von US-Seite wollte man sich nicht auf weitere Gespräche festlegen.

Zur SZ-Startseite
Mullah Abdul Ghani Baradar, Taliban-Führer, war auf Einladung Chinas zu Gast in Tianjin und sprach mit Außenminister Wang Yi.

Afghanistan und China
:Das Turteln der Taliban

Die neuen Machthaber in Kabul wollen im Westen anerkannt werden und brauchen Geld zum Regieren. Dabei hoffen sie auf Peking.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: