Metoo-Debatte:Biden bereut eigenes Verhalten im Fall Anita Hill

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Ruft zum Kampf gegen die toxische "Kultur des weißen Mannes" auf: Demokrat Joe Biden - der als möglicher weiterer Präsidentschaftskandidaten seiner Partei für die Wahl 2020 gehandelt wird. (Foto: AP)
  • Bei einer Veranstaltung zu sexueller Gewalt in New York zeigt sich der ehemalige Vizepräsident selbstkritisch: Sein Verhalten im Fall Anita Hill bereue er bis heute.
  • Die Afroamerikanerin hatte in den 1990er Jahren Belästigungsvorwürfe gegen einen Supreme-Court-Kandidaten erhoben - Biden wohnte der Anhörung bei, in der Hills Glaubwürdigkeit untergraben wurde.
  • Der Schauspielerin und Aktivistin Mia Farrow ist die Entschuldigung des Politikers zu wenig.

Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden hat bei einer Veranstaltung in New York seinen eigenen Umgang mit Vorwürfen sexueller Gewalt gegen mächtige Männer kritisch hinterfragt. Bis zum heutigen Tag bedauere er seine Rolle im Fall Anita Hill, sagte der Demokrat bei einer Veranstaltung, bei der junge Menschen für ihren Kampf gegen sexuelle Übergriffe an Universitäten in den USA gewürdigt wurden.

Die Afroamerikanerin Hill hatte in den 1990er Jahren Belästigungsvorwürfe gegen den Supreme-Court-Kandidaten Clarence Thomas erhoben. Im Rahmen des Bestätigungsprozederes für Thomas' Berufung an das oberste US-Gericht musste sie öffentlich aussagen - Biden saß damals als Senator und Vorsitzender des zuständigen Justizausschusses in der Anhörung, in der Hills Glaubwürdigkeit untergraben wurde.

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Dazu sagte der Ex-Vizepräsident jetzt, Hill hätte nicht gezwungen werden dürfen, vor "einen Haufen weißer Typen" zu treten. Er hätte einen Weg finden müssen, Hill eine "Anhörung zu geben, die sie verdiente". "Ich wünschte, ich hätte etwas tun können." Ähnlich hatte sich Biden bereits im Herbst 2018 geäußert, als die USA von den Vorwürfen gegen den ebenfalls als Richter am Obersten Gerichtshof vorgesehenen Juristen Brett Kavanaugh aufgewühlt wurden. Wie damals Thomas wurde Kavanaugh letztlich vom Senat bestätigt.

Bidens Rolle im Fall Anita Hill gehört zu den vielen Fragezeichen, die hinter seiner möglichen Kandidatur fürs Weiße Haus 2020 stehen. Sollte er antreten, fände er sich in einem dicht gedrängten Feld demokratischer Bewerber um die Parteinominierung wieder, in dem auch etliche Frauen und Angehörige von Minderheiten vertreten sind.

Schauspielerin Mia Farrow lässt Bidens Erklärungen nicht gelten

Biden rief die Amerikaner in New York dazu auf, gegen eine seit Jahrhunderten bestehende Kultur vorzugehen, die Gewalt gegen Frauen zulasse. Es handele sich um "eine Kultur des weißen Mannes", sagte er. "Dass muss sich ändern."

Der Schauspielerin und Aktivistin Mia Farrow war das nicht genug - sie übte Kritik an Biden. Dessen Rolle bei den Anhörungen von Hill und Thomas 1991 sei "schändlich" gewesen. "Habe dich gern, Joe, aber du warst in einer Position, um es besser zu machen - und hast es nicht getan", sagte Farrow.

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