Bhutto-Witwer Zadari:Der unwiderstehliche Ruf der Macht

Asif Ali Zardari könnte nun doch Präsident Pakistans werden - die Armee und Washington mögen ihn, das Volk nicht.

Oliver Meiler

In Pakistans Politik haben besonders entschlossen vorgetragene Dementis oft die kürzeste Gültigkeit. Als Asif Ali Zardari, der Chef der regierenden Volkspartei, vor einigen Tagen gefragt wurde, ob er Präsident werden wolle, sagte er: ,,Asif Ali Zardari kandidiert nicht.'' So stand es dann in allen Zeitungen.

Bhutto-Witwer Zadari: Möglicher neuer Staatschef Pakistans: Asif Ali Zardari

Möglicher neuer Staatschef Pakistans: Asif Ali Zardari

(Foto: Foto: dpa)

Mit der Nennung seines vollen Namens hörte sich die Aussage des Witwers von Benazir Bhutto wie ein Schwur an. Nun, am Freitag sah es so aus, als habe Zardari seine Meinung geändert. Die Führung der Volkspartei (PPP) habe sich einstimmig für ihn ausgesprochen, teilte

PPP-Sprecherin Sherry Rehman am Freitag in Islamabad mit. Selbst eine Oppositionspartei macht sich für ihn stark und könnte die nötigen Stimmen beschaffen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Zardari dem Ruf widerstehen kann.

Am 6. September, so gab die Wahlkommission bekannt, wird im Parlament in gemeinsamer Sitzung mit den vier Provinzversammlungen des Landes der Nachfolger von Pervez Musharraf bestimmt. Der frühere Militärherrscher war am Montag nach neun Jahren an der Macht zurückgetreten, als klar geworden war, dass ihn die Regierungskoalition sonst des Amtes entheben würde.

Der 52-jährige Zardari polarisiert. Die Pakistaner erinnern sich an Zeiten, als der Sohn einer mittelständischen Geschäftsfamilie aus Sindh in den Kabinetten seiner Frau Ministerposten besetzt hatte. Es sind trübe Erinnerungen an einen arrogant auftretenden Mann, der sich mehr um das Wohl seiner Finanzen und seiner Pferde kümmerte als um das Wohl des Volkes.

Es hieß, Zardari habe als Minister für Auslandsinvestitionen Firmen Millionenbeträge abverlangt als Gegenleistung für öffentliche Aufträge. In Pakistan trug er deshalb den Spitznamen ,,Mister zehn Prozent''. Ihm wurde auch angelastet, er habe einen Bruder Benazir Bhuttos umbringen lassen, der dieser den Vorsitz der Partei streitig machen wollte.

Das war in den frühen 90er Jahren. Wegen angeblicher Korruption saß Zardari acht Jahre im Gefängnis, bevor ihn Musharraf vor vier Jahren freiließ. Er ging ins Exil. Niemand hätte damals erwartet, dass Zardari in die Heimat zurückkehren und eine Hauptrolle übernehmen würde, zumal ihn in Pakistan neue und alte Korruptionsklagen erwarteten.

Im vergangenen Herbst begleitete er dann seine berühmte und beliebte Ehefrau zurück in die Heimat. Musharraf hatte dem Paar mit einem umstrittenen Amnestiegesetz die Tore geöffnet. Als Benazir Bhutto bei einem Anschlag ermordet wurde, stand Zardari als politischer Erbe da. Er übernahm die Volkspartei und führte sie zum Sieg bei den Wahlen im Februar.

Rivale in Bedrängnis

Alleine konnte er nicht regieren, dazu fehlte ihm die Mehrheit im Parlament. Und so verbündete er sich mit Nawaz Sharif, dem Chef der Muslimliga und alten Rivalen der Bhuttos. Es war von Beginn an eine Zweckallianz. Sie steht nun, nach nur sechs Monaten, kurz vor dem Ende. Zardari schmiedet gerade an einer neuen Koalition - ohne Sharif. Die USA könnten sich mit der Wahl Zardaris anfreunden.

Er scheint Washington vertrauenswürdiger als Sharif, der als gemäßigter Islamist den Kampf gegen die Extremisten an der Grenze zu Afghanistan womöglich weniger entschlossen führen würde. Außerdem setzt sich Zardari dafür ein, dass dem früheren Armeechef Musharraf nach dessen Rücktritt Immunität gewährt wird. Er dürfte deshalb den besseren Draht haben zur mächtigsten Institution Pakistans, der Armee. Rivale Sharif steht ziemlich unter Druck.

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