BfArM:Risiko Behördenauskunft

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Wie Ministerium und Amt mit den Begriffen durcheinanderkamen.

Von Christina Berndt

Angesichts von 14 000 Meldungen in einem einzigen Jahr kann man ja schon mal den Überblick verlieren. Ob das Thema die Sicherheit von Patienten ist? Ob man monatelang Zeit für eine belastbare Antwort bekommen hatte? Darüber kann man ruhig mal hinwegsehen. Fehler haben schließlich nicht nur medizinische Geräte, Implantate und Prothesen, Fehler sind vor allem menschlich. Im Dschungel Tausender von Hinweisen zu möglichen Problemen mit Medizinprodukten verstricken sich deshalb selbst die Mitarbeiter jener Behörden, die über die Sicherheit derselben wachen sollen - namentlich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, und das übergeordnete Bundesministerium für Gesundheit, kurz BMG. Und deshalb muss man auch nicht gleich Behördenversagen heraufbeschwören, wenn da mal was mit den Begrifflichkeiten nicht stimmt.

Aber Verwirrung stiftet es schon, wenn Behörden, die sonst stets auf die sorgfältige Auslegung von Paragrafen und Begriffen bedacht sind und diese stets zur Hand haben, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit zu "informieren", bis zum heutigen Tag keine saubere Antwort auf eine einfache Frage vorlegen können: Wie viele Meldungen über Vorkommnisse mit Medizinprodukten gab es denn nun pro Jahr in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland? Ernsthafte Störungen also, die zum Tod eines Menschen führen könnten, seine Gesundheit erheblich beeinträchtigen könnten oder dies sogar getan haben?

Das Recherche-Team von NDR, WDR und SZ war jedenfalls schwer irritiert, als BfArM und Bundesgesundheitsministerium auf diese Frage hin die "Gesamtzahl der Risikomeldungen" übermittelten. Risikomeldungen? Nie gehört. Stehen die im Gesetz, in irgendeinem Paragrafen versteckt? Nein? Warum antworten Deutschlands oberste Gesundheitsschützer dann mit diesem seltsam undefinierten Wort? Zur Sicherheit also noch einmal nachgefragt: "Unter ,Risikomeldungen' wird zunächst alles gezählt, was uns erreicht", teilt das BfArM nun mit. Dann werde aussortiert, übrig blieben die ernsthaften Vorkommnismeldungen. Ach so, und wie viele sind das jetzt? Da muss das BfArM erst mal wieder passen.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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