Süddeutsche Zeitung

Beziehungen zu Russland:Schröder verteidigt Aufsichtsratsposten bei russischem Ölkonzern

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Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sind seit der Annexion der Krim schlecht, die EU hat Wirtschaftssanktionen gegen russische Unternehmen wie den Ölkonzern Rosneft verhängt. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder von der SPD will trotzdem einen Posten bei Rosneft annehmen - und bestreitet, damit die Chancen seiner Partei bei der Bundestagswahl zu schmälern. "Ich glaube nicht, dass ich mit dem Mandat meiner Partei schade", sagte er der Schweizer Zeitung Blick. Er wolle sich bei dem Ölunternehmen als Aufsichtsrat zur Wahl stellen, "trotz aller Kritik, die ich für falsch halte".

SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hatte am Montag gesagt, für Schulz komme ein solcher Posten nach einer möglichen Kanzlerschaft nicht infrage. Schröder entgegnete: "Jeder muss selber wissen, was er sagt. Ich werde Martin Schulz' Wahlkampf trotzdem unterstützen, wenn er das will." Die Deutschen hätten großes Interesse an vernünftigen Beziehungen zu Russland. Er glaube auch, "dass es den Rosneft-Arbeitnehmern in Deutschland und den Gewerkschaften nicht unwohl ist, wenn ein Deutscher an wichtiger Stelle mit dabei ist". Das Erdölunternehmen hat in Deutschland nach Angaben der Zeitung Tausende Angestellte.

Schröders Beziehungen zu Russland

Konzernchef Igor Setschin gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, zu dem Schröder seit vielen Jahren und ungeachtet der Ukraine-Krise eine persönliche Freundschaft pflegt. Die Wahl zum Rosneft-Aufsichtsrat, die nach Einschätzung von Experten als Formalie gilt, ist russischen Medien zufolge für den 29. September geplant - wenige Tage nach der Bundestagswahl in Deutschland. Sein Salär bezifferte Schröder auf umgerechnet knapp 300 000 Euro.

Es ist nicht sein einziger Posten mit Verbindungen nach Russland: Schröder ist seit 2005 Vorsitzender des Aktionärsausschusses beim Betreiber der Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream, an dem wiederum der russische Staatskonzern Gazprom die Mehrheit hält.

In dem Interview lobt Schröder den Vorschlag von FDP-Chef Christian Lindner, im Verhältnis zu Russland die Krim nicht weiter zum Thema zu machen: "Der Vorsitzende der Freien Demokraten ist weiter als diejenigen, die meinen, dass ihnen Russland-Bashing im Wahlkampf hilft", sagte Schröder. "In der Krim-Frage wird sich nichts ändern, alle anderen Fragen sollte man getrennt klären."

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