Statistisches Bundesamt:Bevölkerung in Deutschland auf Rekordstand

Statistisches Bundesamt: Zuwanderung führt zu einem neuen Bevölkerungshöchststand in Deutschland.

Zuwanderung führt zu einem neuen Bevölkerungshöchststand in Deutschland.

(Foto: Sina Schuldt/dpa)

Einer Schätzung zufolge haben in der Bundesrepublik Ende 2022 mindestens 84,3 Millionen Einwohner gelebt - so viele wie noch nie zum Ende eines Jahres. Das starke Wachstum hat vor allem eine Ursache.

Deutschland hatte Ende 2022 nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) mindestens 84,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner - und damit so viele wie noch nie am Ende eines Jahres. Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt nahm die Bevölkerungszahl um 1,1 Millionen zu, teilte die Wiesbadener Behörde mit.

Ursache des starken Wachstums sei eine Nettozuwanderung auf Rekordniveau, etwa durch Geflüchtete aus der Ukraine. Der Schätzung zufolge sind im vergangenen Jahr 1,42 bis 1,45 Millionen Menschen mehr nach Deutschland gekommen, als ins Ausland gezogen sind. Damit habe die Nettozuwanderung 2022 diejenige des Vorjahres um das Vierfache übertroffen (2021: fast 330 000) und sei so hoch wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950.

Es seien nicht nur viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gekommen, auch die Zuwanderung von Menschen anderer Nationalitäten habe deutlich zugenommen, erklärte Destatis. In den drei Jahrzehnten seit der deutschen Vereinigung war die Bevölkerung Deutschlands nach Angaben des Statistischen Bundesamtes überwiegend gewachsen. Ausnahmen seien lediglich die Jahre 1998 sowie 2003 bis 2010 gewesen.

Das Bevölkerungswachstum habe sich stets ausschließlich dadurch ergeben, dass mehr Menschen zugewandert als abgewandert sind. "Ohne Nettozuwanderung wäre die Bevölkerung bereits seit 1972 geschrumpft, da seither jedes Jahr mehr Menschen starben als geboren wurden", teilte Destatis mit.

Die Zahl der Geburten sinkt

Ein Rückgang der Geburtenzahl und mehr Sterbefälle wirkten sich den Angaben nach auch im vergangenen Jahr dämpfend auf das Bevölkerungswachstum aus. Die Zahl der Geburten sei 2022 ausgehend von den bereits vorliegenden Meldungen der Standesämter um etwa sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken und liege schätzungsweise zwischen 735 000 und 745 000 (2021: etwa 795 000). Die Zahl der Gestorbenen sei dagegen um rund vier Prozent auf etwa 1,06 Millionen gestiegen (2021: 1,02 Millionen).

"In der Bevölkerung passiert erheblich was", kommentierte Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) die Entwicklung - er ist Leiter des Forschungsbereichs Demografischer Wandel und Langlebigkeit. Die Alterung der Babyboomer - also der Angehörigen geburtenstarker Jahrgänge - und die damit verbundenen Herausforderungen für Arbeitsmarkt, Rente und Gesundheit würden in den nächsten zehn Jahren "ein Riesenthema" sein. "Deutschland altert", sagte Klüsener.

Die Angaben bilden einen vorläufigen Stand der Bevölkerungsentwicklung im Jahr 2022 ab. Die endgültigen Ergebnisse werden nach Destatis-Angaben im Sommer 2023 veröffentlicht.

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