Betrugsvorwürfe:AOK will Richtlinie für Ärztediagnosen

Die Krankenkasse fordert eine Richtlinie für die Codierung von Ärztediagnosen. Es geht ihr um eine andere Verteilung der Mittel - und um eine Reaktion auf die Vorwürfe, dass Ärzte Patienten auf dem Papier kränker machen, als sie sind.

Von Thomas Öchsner, Berlin

In der Diskussion um den mutmaßlichen Abrechnungsbetrug bei den Krankenkassen fordern die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), eine Richtlinie für die Codierung von Ärztediagnosen in der ambulanten Versorgung einzuführen. Dabei ordnet der Arzt die Krankheit des Patienten bestimmten Buchstaben-Zahlen-Kombinationen zu. Krankenkassen stehen im Verdacht, niedergelassene Ärzte dazu anzustiften, die jeweiligen Versicherten auf dem Papier kränker als sie in Wahrheit sind erscheinen zu lassen. Die Kasse kann dann mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds bekommen, wofür sie die mitwirkenden Mediziner belohne. Eine solche Richtlinie, wie es sie bereits für Ärzte in Krankenhäusern gibt, sei eine "verlässliche Basis für die faire Verteilung der Mittel", sagte Martin Litsch, Vorstandschef des AOK-Bundesverbands. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich ebenfalls für eine solche Richtlinie ausgesprochen. 2011 war deren Einführung noch am Widerstand der Ärztelobby gescheitert. Nun sieht Litsch bessere Chancen, noch vor den nächsten Bundestagswahlen im Herbst 2017 mit diesem Vorschlag durchzukommen: "Der Widerstand wird diesmal kleiner sein", die Ärzte hätten mit der Dokumentation inzwischen mehr Erfahrungen gemacht. Die AOK schlägt außerdem vor, beim Finanzausgleich zwischen den Kassen nicht nur wie bisher 80, sondern alle Krankheiten zu berücksichtigen. Dadurch würde die Unterscheidung in vermeintlich lukrative und nicht lukrative Diagnosen entfallen. Gleichzeitig müssen man nicht mehr regelmäßig über die richtige Auswahl der 80 Krankheiten diskutieren.

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